Bezaubernde Audrey Tautou: Ein Leben lang Amélie

Kaum ein Film der letzten Jahrzehnte ist so sehr verbunden mit dem Gesicht seiner Hauptdarstellerin wie „Die fabelhafte Welt der Amélie“.

  1. Als vor 16 Jahren „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ins Kino kam, war diese melancholische Achterbahnfahrt der Gefühle von Regisseur Jean-Pierre Jeunet so etwas wie ein unwiderstehliches Versprechen. Ein Versprechen, dass es ein Kino der großen Emotionen geben könnte, das die Obsthändlerin um die Ecke genauso berührt wie den vom Burnout bedrohten Unternehmensmanager und das junge Mädchen, das gerade die erste Führerscheinstunde hinter sich gebracht hat. Aber es war auch ein Versprechen, dass das französische Kino mit seinem feinen Gefühl für Zwischentöne und seiner einzigartigen Inszenierung von charmanten, nachdenklichen, bösartigen, frechen, indignierten, zartfühlenden Frauenfiguren dem Weltkino noch etwas abtrotzen könnte, was nicht schon einmal irgendwann da (und besser) gewesen war.
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Diese Hoffnung verband sich ganz automatisch mit dem hellen Lächeln von Audrey Tautou. Die am 09. August 1976 in Beaumont geborene Schauspielerin, die zum ersten Mal in „Schöne Venus“ (1999) an der Seite von Nathalie Baye auf sich aufmerksam machte, schenkte der leicht autistischen Amélie eine wunderbar sentimentale Aura. In ihr erkannten sich Millionen von introvertierten Frauen wieder. Natürlich wurde diese Amélie, wie es nun mal in der Geschichte des Kinos bei im Galopp ikonisch gewordenen Rollen immer so ist, für Tautou gleichzeitig zum Fluch und zum Segen. Fortan reüssierte sie allerdings zunächst nicht, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre, in gleich mehreren jener typischen französischen Komödien, die psychologische und soziologische Neurosen kokett in einen Eimer werfen (das kam dann erst etwas später). Stattdessen brillierte sie als Erotomanin in „Wahnsinnig verliebt“ (2002) und als nachdenkliche, aber von allen Seiten ausgebeutete Türkin in „Kleine schmutzige Tricks“ (2002).

Die Sehnsucht nach Amélie

Mit dem surrealistischen, collageartigen Kriegsdrama „Mathilde“ schenkte Jeunet der Schauspielerin eine weitere Paraderolle, die Kritiker natürlich auch als Kampf mit dem eigenen Image begriffen. Tautou konnte sich trotzdem nicht von „Amélie“ befreien, zu erfolgreich blieb der Film in Erinnerung, zu wenige kluge Nachahmer fand er. Dennoch gelang es der Französin auch nach der Mitwirkung in einem internationalen Blockbuster wie „The Da Vinci Code“ (2006) nicht, sich in die Ahnenreihe der großen französischen Leinwandgöttinen wie Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Isabelle Huppert oder Jeanne Moreau zu spielen. Möglicherweise lag dies bisher daran, dass sie sich trotz großer Herausforderungen wie der mimischen Interpretation von „Coco Chanel“ (2009) mit ihrem nuancierten, zurückgenommenen Spiel nicht jene charismatische Präsenz erkämpfen konnte, die Emmanuelle Béart oder Sandrine Bonnaire schon in frühen Karrierejahren berühmt werden ließen.

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Stattdessen blieb die Sehnsucht der Zuschauer nach mehr „Amélie“, nach einer kindlich-unschuldigen Frauenfigur mit einsamem Herzen und hoffnungsgestählten Tagträumen, bestehen. Der eigenen Aussage nach genießt die Schauspielerin die dauerhafte Anwesenheit ihrer Amélie. Heute wird die fabelhafte, unprätentiöse Audrey Tautou 41 Jahre alt.

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