Einfach – nicht so kompliziert

Es ist immer noch Deutschland. Doch kurz hinter dem Münchner Flughafen Richtung Straubing beginnt eine andere Welt. Zumindest für Norddeutsche. Da heißen Orte Leiblfing, Geiselhörring und Haindling, und am Straßenrand grüßen geschnitzte Jesusse und Marias.

Direkt neben der doppelzwiebeltürmigen Dorf kirche von Haindling wohnen Ulrike Böglmüller-Buchner und Hans-Jürgen Buchnet Früher stellten die Buchners, ihres Zeichens Meisterin und Meister der Keramik, ausschließlich preisgekrönte Vasen, Schalen, Kacheln, Porzellan und bunte Dachschindeln her. Angewandte Kunst, kein Hobby-Töpferkram. Davon konnten sie sich schöne weite Reisen nach Asien und Afrika gönnen. Und von dort wiederum brachten sie allerlei schöne Klang- und Schlaginstrumente mit, die nun nebst einem Flügel und unzähligen Blasinstrumenten aus Hörn, Holz und Blech sowie singenden Sägen ihr Studio auf dem ehemaligen Dachboden bevölkern. Dicke chinesische Teppiche dämpfen den SchalL Hier kann ungestört am weiteren professionellen Erfolg des ehemaligen Hobbys namens Haindling bis in der Früh herumgebastelt werden. Die Dorfnachbarn sagen nichts. „Hier kennen uns die Leut seit 15 Jahren. Außerdem kommen wir aus der Gegend.“

Seit 14 Jahren und 9 Alben existieren Haindling in unveränderter Besetzung. „Dieses Geheimnis erklär ich mir lieber nicht, damit es nicht entzaubert wird“, sagt der Buchner. „Ich laß immer alles laufen. Pläne mache ich nur, um musikalisch weiterzukommen. Die Geheimnisse können Geheimnisse bleiben.“ Und so steht das Projekt Haindling seit 1981 für skurrile, komische, innovative und versponnene Klänge und Texte. Ob Flipperautomaten, Hühnerflöten, Sägen oder Orgelpfeifen – irgendwann kommt alles zum Klingen, und die Inhalte liegen ganz in der Tradition eines Valentin oder Polt.

Auch wenn es im Hause Buchner an allen Ecken und Wänden schön bunt dekoriert, geschmückt und gemah ausschaut, dann liegt doch der Reiz immer noch im Einfachen – so wie im Titel des neuen Albums „Miß“. Ein Zufallsprodukt wie so vieles: Beim Video-Dreh zur Single „Mama“ hatte die Band aus dramaturgischen Gründen weiße Schminke aufgelegt Als sie die Standfotos betrachteten, fiel spontan die Entscheidung: „Weiß“. – Wie gut, wenn man’s einfach nimmt. Buchner: „Man kann natürlich alles komplizierter seh’n, aber wenn’s komplizierter wäre, dann wär’s net so einfach.“ Und dann bekommt man noch einen Gruß mit auf den Weg: „Fahrt’s schön vorsichtig.“ Bayern kann so schön sein.

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