Filmkomponist Ennio Morricone ist tot

Der Schöpfer unvergesslicher Filmmelodien wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist im Alter von 91 Jahren verstorben.

Der italienische Komponist und Oscar-Preisträger Ennio Morricone ist am 06. Juli in einem Krankenhaus in Rom gestorben. Er wurde 91 Jahre alt.

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Morricones engste Verwandte teilten der italienischen „La Repubblica“ mit, dass der Musiker „bis zum letzten Augenblick volle Klarheit und große Würde bewahrt hat. Er begrüßte seine geliebte Frau Maria, die ihn in jedem Augenblick seines menschlichen und beruflichen Lebens mit Hingabe begleitete und bis zum letzten Atemzug bei ihm war. Er dankte seinen Kindern und Enkeln für die Liebe und Fürsorge, die sie ihm entgegenbrachten. Er widmete seinem Publikum, aus dessen liebevoller Unterstützung er stets die Kraft seiner Kreativität schöpfte, eine emotionale Erinnerung“.

Morricones Beerdigung soll im engsten Familienkreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Der 1928 in Rom geborene Italiener komponierte die Musik zu weit über 500 Filmen. Mit seinem Soundtrack zu Sergio Leones Western-Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ von 1968 wurde er weltweit einem großen Publikum bekannt. Für Leone war Morricone im Grunde eher heimlicher Drehbuchautor als Soundtrack-Arrangeur, weil er mit seinen Klängen mehr auszudrücken in der Lage war als jeder Dialog.

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Morricone arbeitete mit zahlreichen Star-Regisseuren zusammen, darunter Pier Paolo Pasolini, Henri Verneuil, Dario Argento, Pedro Almodovar und Giuseppe Tornatore, sah sich selbst aber nicht vorwiegend als Filmkomponist und beklagte sich oft darüber, dass seine ernsten Kompositionen – oder wie er es nannte: musica absoluta – zu wenig gewürdigt wurden.

Quentin Tarantino und Ennio Morricone

Ennio Morricone, der Italo-Western und Hollywood

2016 gewann er seinen ersten Oscar für die Filmmusik zu „The Hateful Eight“ von Quentin Tarantino. Zuvor hatte er unzählige Italo-Western vertont. „The Ecstasy of Gold“ aus dem Film „Zwei glorreiche Halunken“ wurde für Metallica zum Opener für ihre Konzerte, die Ramones und Motörhead adaptierten die Titelmelodie. Für Morrissey schrieb er ein Streicherarrangement, die Pet Shop Boys komponierten einen Song mit ihm.

Überhaupt zeigten sich viele Pop- und Rock-Größen angetan von dem kompositorischen Talent des Italieners. Sein Einfluss auf die Popkultur ist immens. Eine Verneigung vor seinen großen Melodien findet sich auf dem Tribute-Album „We All Love Ennio Morricone“ mit Beiträgen von Bruce Springsteen, Roger Waters und Quincy Jones.

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2007 hatte Morricone bereits den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk erhalten. Das Hollywood-System hatte ihn trotz zahlreicher Avancen nie gereizt. Morricone, seit 1956 verheiratet mit der Liedtexterin Maria Travia, konnte sich nie so recht mit der englischen Sprache anfreunden. Seine Dankesrede für den Ehren-Oscar verlas Clint Eastwood.

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Monate vor seinem Tod äußerte sich Ennio Morricone skeptisch über die Qualität der Filmmusik in der Gegenwart. Sparzwänge und die Angewohnheit, Geld lieber in andere Dinge zu investieren (zum Beispiel in Werbung), wären der Grund dafür.

„Früher gab man für Filmmusik Geld aus“, sagte der Komponist der italienischen Zeitung „Il Messaggero“. „Jetzt will man mithilfe der Synthesizer sparen, so ist Filmmusik oft arm, oder wenig interessant.“ Zugleich bereute Morricone, nie mit Stanley Kubrick zusammengearbeitet zu haben.

Michael Tran FilmMagic
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