Eric Andersen – Hamburg, Knust

Die Konjunktur für reifere Männer mit akustischen Gitarren mag ja nicht mehr die beste sein, doch in Hamburgs Knust – einst Exil-Walhalla der kleinen Neo-Folk-Explosion – finden sich immer noch genügend Getreue ein, um den Gästen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.

Zwar wurde der konzentrierte Eröffhungsset des Kanadiers Rob Lamothe noch bejubelt, der anschließende Überraschungsgast Chris Burroughs jedoch nicht mehr so ganz; der Mann aus Arizona sollte ja eigentlich nur für den längst nicht mehr erwarteten Lamothe einspringen. So ging es schon stramm auf 23 Uhr zu, als endlich Eric Andersen die Bühne enterte und frohgemut bekannte: „Tm eatin‘ my way through Germany!“ Kaum sieben Tage im Land, habe er bereits neun Kilo mehr auf den Rippen.

Ein wenig Musik hat er dann ja auch gemacht, vor dem Mitternachts-Dinner. Zwei (ältere) Songs brauchte es, bis er sich und seine samten-sonore Stimme gefunden hatte, dann markierte das schmerzliche „Blue Heart“ den ersten Höhepunkt Das war von dem Album-Arrangement auf „Memory Of The Future“ her noch recht einfach zu lösen, doch wie würde Andersen wohl die komplexen Vorgaben rein akustisch umsetzen? Würde er’s überhaupt versuchen? – Er versuchte es.,,Foghorn“ etwa verlor an Finesse, gewann aber in einer fast schon hektischen Version deutlich an Dynamik. Bei „Sudden Love“ ertappte man sich dabei, die Stimme von Eleanor Mills zu vermissen, doch trägt der Song auch im reduzierten Gewand, genau wie das bittersüße „Hills Of Tuscany“: mehr Klarheit weniger Opulenz.

Für seinen heikelsten Song, „Rain Falls Down In Amsterdam“, glaubte er, sich rechtfertigen zu müssen. Der Song sei „zu mir gekommen“, sagte er und kokettierte unnötigerweise mit dem bevorstehenden Auftritt im dort zitierten Rostock. Andersen: „Zwei Tage danach spiel‘ ich in Berlin. Wenn nicht, behaltet mich in guter Erinnerung.“ Das wollen wir gern tun, zwar weniger den Polit-Prediger Andersen, gewiß aber den, der dann noch tief in die Romantik-Kiste langte – ans Ufer des „Blue River“, wo er „Violets Of Dawn“ aufblühen ließ. Die Reihen hatten sich inzwischen etwas gelichtet, die Bühne befand sich nun im Wohnzimmer, und die Konversation zwischen den Songs hatte ein all titne low erreicht. Nächstes Mal also vielleicht etwas eher anfangen. Oder bei drei Acts an einem Abend: kürzere Sets!

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