TV-Fußnoten

Fällt das „House Of Cards“ bald zusammen?

Bei all den verzweifelten US-Präsidenten in Fernsehserien wird die Lage für die Zuschauer langsam unübersichtlich.

Vielleicht liegt es an den Temperaturschwankungen, der Winterverschnarchtheit oder der Frühjahrsmüdigkeit, aber manchmal komme ich bei all den Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten im Fernsehen ganz durcheinander. Donald Trump, Bernie Sanders und Hilary Clinton kann ich noch gut einordnen, aber bei den Serien wird es schon schwieriger. Gerade schaue ich die vierte Staffel „House Of Cards“ – ja, ich weiß, die hätte ich bereits am letzten Wochenende schaffen können, seitdem steht sie bei „Sky Go“ und „Sky Anytime“ komplett bereit. Aber die Sky-Zusätze können ja auch bedeuten, dass man zwischendurch mal rausgehen darf und jederzeit weiterschauen kann, es müssen nicht sofort 13 Folgen am Stück sein.

Parallel zu „House Of Cards“ läuft gerade die fünfte Staffel von „Scandal“. Ich weiß gar nicht, welchen Präsidenten ich mehr verachten und bedauern soll. Frank Underwood (Kevin Spacey) ist Demokrat, ein Pluspunkt für ihn, aber wir wissen ja, wie viele Leichen er im Keller hat, und langsam nervt es ein bisschen, wie seine Ehefrau Claire (Robin Wright) und er sich dauernd belauern und austricksen wollen, wenn Frank sie doch einfach gehen lassen und mit dem Leibwächter glücklich werden könnte. Das geht nun allerdings leider nicht mehr, weil – nein, das wird natürlich nicht verraten.

Der „Scandal“-Präsident Fitzgerald Grant (Tony Goldwyn) ist Republikaner, was ich oft vergesse, weil er so offensichtlich nach Bill Clintons Vorbild modelliert wurde: Er betrügt seine Frau und verschmäht sie, aber sie bleibt trotzdem bei ihm, weil sie seine Macht und ihre Möglichkeiten nicht gefährden will. In der fünften Staffel will sie mindestens Senatorin werden, am liebsten gleich Präsidentin – und ist in ihrem politischen Ehrgeiz Claire Underwood nicht unähnlich, wenngleich weniger attraktiv.

Während Fitz ein charmanter Waschlappen ist, der ohne seine Geliebte, die jahrelang seine Geschicke gelenkt hat, nicht klarkommt, ist Frank ein charmanter Schurke, der seine Frau fast genauso dringend braucht, mindestens so sehr wie sie ihn. Den Großteil der Regierungs-Arbeit übernehmen ohnehin in beiden Serien die Stabschefs, die zunehmend verzweifelt wirken. Wo all die Intrigen hinführen sollen, wird mit jeder Folge unklarer. Bei „Scandal“ dreht sich das Liebes-Karussell immer weiter, aber nichts scheint in die richtige Richtung zu laufen, während bei „House Of Cards“ ein bisschen die Luft raus ist. So böse und faszinierend wie in den ersten beiden Staffeln wirkt Frank Underwood längst nicht mehr, die Hoffnungen ruhen jetzt auf Claire, die immer kälter und berechnender wird – perfekt als Präsidentin eigentlich, und die Verwechslungsgefahr wäre dann auch kleiner, denn: Eine US-Präsidentin gibt’s im Seriengeschäft momentan noch nicht.

 

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