Filmstart der Woche: „Eine Karte der Klänge von Tokio“
Die Regisseurin Isabel Coixet schickt ihre Hauptdarsteller Rinko Kikuchi und Sergi López durch das nächtliche Tokio und verspinnt sie in einem Drama aus Rache, Hingabe, Einsamkeit und Tod. Kritik und Trailer.
Ryu (Rinko Kikuchi, „Babel“) arbeitet nachts auf dem Fischmarkt. Gelegentlich nimmt das schweigsame Mädchen aber auch Aufträge als Profikillerin an. Diesmal soll sie den spanischen Weinhändler David (Sergi López) töten. Ein Konzernchef gibt ihm die Schuld am Selbstmord seiner Tochter. Ryu fühlt sich jedoch zu dem von Selbstzweifeln geplagten Mann hingezogen.
Vordergründig eine Hommage an Tokio, verknüpft Isabel Coixet („Elegy“) mit Rache, Hingabe, Einsamkeit, Tod und Vergebung vor allem klassische Motive des japanischen Kinos. Ihr europä-ischer Blick auf die Kultur des Landes ist dennoch theoretisch, abstrakt, distanziert, gleichwohl faszinierend wie die bizarr anmutenden Kanäle und Brücken der Metropole.
Fremd bleiben sich trotz ihres Begehrens auch Ryu und David. Sie treiben es in einem Hotelzimmer, das einer U-Bahn nachempfunden ist, und stoßen sich nach dem aufgewühlten und extrem explizit gefilmten Sex regelrecht ab. Coixet lässt das Unausgesprochene melancholisch in Songs und Geräuschen nachhallen, die ein alter Toningenieur aufnimmt, der die Geschichte wie ein weiser Mönch begleitet.
Oliver Hüttmann