Filmstart der Woche: „Howl – Das Geheul“

Neues Jahr, neue Kinostarts. Den Anfang macht Robert Epsteins und Jeffrey Friedmanns Versuch, Allen Ginsbergs "Howl" in Filmsprache zu übersetzen. Ob es den beiden Regisseuren mit James Franco als Ginsberg gelungen ist, weiß Oliver Hüttmann.

James Franco drängt sich nicht auf. Seit dem Erfolg von „Spider Man“ lief er lange in eher seichten Großproduktionen nebenbei mit. Nun aber zeigt er mit Gespür für die richtigen Stoffe immer mehr auch sein schauspielerisches Können wie zuletzt in Gus Van Sants „Milk“. Jetzt brilliert er als Allen Ginsberg in einer kunstvollen, leidenschaftlichen Hymne auf dessen Gedicht „Howl“, das 1956 einen Skandal auslöste. Die rhythmische Sprache des langen Poems, in dem er sein und das Leben der Beat Generation wiedergibt, galt vielen als obszön. Ginsbergs Verleger wurde verhaftet und angeklagt.

Die Regisseure Epstein und Friedman, bekannt für ihre preisgekrönten Dokumentarfilme über die Diskriminierung von Homosexuellen, haben keinen typischen Biografie- oder Gerichtsfilm gedreht. Beschränkt auf zwei, drei Handlungsorte, stellen sie ein Lebensgefühl einer Atmosphäre der Unterdrückung entgegen. Während im Prozess vom Staatsanwalt (David Strathairn) und Experten signifikante Streitfragen über die Freiheit der Kunst und Interpretationen zum literarischen Wert geklärt werden, trägt Ginsberg bei einer Lesung in einem Hinterzimmer erstmals sein Gedicht vor. Illustriert von einem wilden, düsteren Animationsfilm und unterlegt mit Jazz, entfesseln die inbrünstigen Wortkaskaden einen unvergesslichen Sog. Ein elektrisierendes Filmexperiment.

Clips aus der englischen Originalversion:

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Oliver Hüttmann

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