Freddy Johnston

Die Braue über dem rechten Auge bewegt sich nach oben, der Mund verzieht sich zu einem wissenden Grinsen: Der Mann ist gut drauf. Gemächlich schlurft Freedy Johnston auf die winzige Bühne des Clubs, grinst den Hundertschaften johlender neuer Fans ins Gesicht und fragt sich wahrscheinlich, warum um alles in der Welt er auf einmal Kult ist in seiner Ex-Heimat – mit derselben Musik, mit der er schon seit Jahren durch halbleere Clubs tingelt.

Ganz tief aus der Musikerseele kommt dieses Grinsen, und als Freedy dann „Hello, my old friends!“ sagt, ist die Pause vor dem „old“ ein bißchen zu lang. Dann kracht die Gitarre. Freedy Johnston live: Das ist Rock, nicht Pop. Die filigranen Akustik-Arrangements des Albums „Perfect World“ klingen auf der Bühne gar nicht mehr so perfekt, sondern rotzig-frech. Mit Feedback-Geheule. Mit Gitarrensoli wie bei Sonic Youth. Und irgendwie so, als wollte er klarmachen, daß die Vergleiche mit Costello und Young nicht absurd sind.

Auf der Bühne zeigt Jonston den grinsenden Sarkastiker hinter den Melodien, zersägt er mit Brachial-Akkorden die Heile-Welt-Illusionen seines Kerzenschein-Kuschel-Pop: „This perfect world, so blue I can’t begin to say.“ Nach zwei Stunden schickt Freedy die Band in die Garderobe, nimmt sich einen Barhocker und seine Akustikgitarre. Dann singt er „Bad Reputation . Erzählt, was für ein Arschloch er in Wahrheit ist – und vor ihm halten die Zuhörer ungerührt brennende Zippos hoch.

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