Gorky’s Zygotic Mynci machen aus der Not eine Tugend und nutzen personelle Veränderungen zur musikalischen Reduktion

Es ist der wärmste Tag in Wales, seit es Wetteraufzeichnungen gibt, und Euros Childs, Sänger und Hauptsongschreiber von Gorky’s Zygotic Mynci, kommt vollbeladen vom Einkaufen zurück sagt er jedenfalls am Telefon und liefert so unfreiwillig ein Gegenbild zur neuen Platte seiner Band „Sleep/Holiday“, die so reduziert und leicht klingt, wie noch kein Album der Band zuvor. Sie haben Ballast abgeworfen – unfreiwillig.

Vfor vier Jahren stieg Gründungsmitglied John Lawrence aus, der bei den Gorkys für Gitarre, Experiment, Psychedelik und Schrulligkeit zuständig war. „Was John da teilweise gespielt hat, konnten wir ohne ihn nicht mehr reproduzieren, dafür war er zu gut. Wir haben dann einfach versucht, die Musik auf das Wesentliche zu konzentrieren und viel live gespielt, weil man da gezwungen ist, sich zu beschränken. Wir sind, glaube ich, in den letzten Jahren zu einer sehr guten Live-Band geworden.“ Es folgten die beiden schönsten, wenn auch nicht mehr ganz so abenteuerlichen Platten der Band, „Spanish Dance Troupe“ und die „The Blue Trees“-EP. Auf ihrem letzten Album „How I Long To Feel That Summer In My Heart“ schwelgten die Gorkys dann in Nostalgie und zeitlosem, manchmal gar opulenten Pöp – und das sollte auch auf dem Nachfolgealbum so weitergehen. „Wir hatten geplant, einfach dort wieder anzusetzen. Doch nach der ersten Session verließ uns unser Produzent Gorwel Owen. Er konnte sich einfach nicht mehr voll einbringen. Gorwel hatte auf den letzten sieben Alben – eigentlich seit unseren Anfangen 1993 – alles zusammengehalten. Das war also ein ziemlicher Schock für uns. Wir haben uns dann entschieden, einfach nur einen guten Toningenieur zu engagieren und unsere Live-Quatitäten auch im Studio auszuspielen.“ So wurde „Sleep/Holiday“ quasi ein Sequel der „Blues Trees“-EP – allerdings mit einem volleren Sound und je einem Ausflug in Rock („Mow The Lawn“) und Kunst („Pretty As A Bee“). Dass sie ansonsten immer weiter ins Verhuschte, Leisetreterische und Pastorale verfallen, stört Euros Childs nicht: „So ist das halt, wenn wir zusammen sind und Musik machen. Ich finde auch nicht, dass wir früher experimenteller waren als heute, nur weil wir ein paar mittelalterliche Instrumente benutzt und häufiger mal walisisch gesungen haben. Es stört midi nur ein bisschen, dass in jedem Artikel über uns die Worte .pastoral‘ und ’schrullig‘ vorkommen. Hört sich an, als seien wir irgendwelche Country-Hillbillies. Aber es gibt Schlimmeres.“ Mit diesen beiden Wörtern wird er wohl leben müssen.

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