GUILDO HORN – Interview

Guildo kommt zu spät zum verabredeten Interview, die Hose war weg. War ja auch ganz schön spät, gestern Abend. Eine Weinprobe war angesagt, zur feierlichen Enthüllung des neuen Hornschen Liedgut-Werkes „Danke!“. Und das alles in Deutschlands ältestem vom römischen Kaiser Constantin 300 n. Chr. erbauten – Weinkeller in Deutschlands ältester Stadt Trier. Kein Wunder also, daß deren – nach Karl Marx – zweitberühmtester Sohn an diesem Vormittag ebenfalls ziemlich alt aussieht. Elf Gläser Wein für elf Songs von „Danke!“ – und das innerhalb von von nicht mal anderthalb Stunden. Bechert Ihr hier in Trier eigentlich immer so viel? Oder muß man sich Dein neues Album erst schönsaufen?

Weinproben sind total klasse. Ich muß sagen, als ich früher meine Musik hier nur in der Region gespielt habe, war ich weinmäßig immer gut dabei. Also, zwei, drei Flaschen Wein an einem Abend zu trinken, das ist hier schon normal. Und dann fährste nach Hause. Wenn du das natürlich nicht gewohnt bist, dann knallt er ziemlich rein. Besonders die gute Beeren-Auslese, das ist nach wie vor mein absoluter Liebling.

Was nicht überrascht, wenn man sieht, wie Du Dir auf der Bühne das Hemd vom Leibe reißt. Bist Du ein Sexobjekt?

Keine Ahnung, aber wann das Hemd fällt, hat nichts damit zu tun, wieviel schöne Frauen gerade vorne stehen.

Fällt auch schon mal mehr als nur das Hemd?

Du meinst wohl, weil ich meine Hose vorhin nicht gefunden habe? Nee, nee, daß ich auf der Bühne diverse Dinge freigebe, das könnte ich nicht machen. Das ist doch etwas, äh, anrüchig. Ich meine, das riecht doch auch immer so.

In Deinem neuen Video „Küß Mich“ werden die Kontaktnummern von Paarungswilligen eingeblendet; Deine letzte Tournee hieß „Kreuzzug der Zärtlichkeit“. Verstehst Du Dich als Liebesgott Amor der deutschen Schlagermusik?

Im Schlager wird immer über die Liebe gesprochen, das wollte ich mal aktiv angehen. Bei Schlagerkonzerten lernen sich auf jeden Fall weit mehr Leute kennen als bei The Prodigy oder solchen Bands.

In Deinem Buch „Danke!“ heißt es, Du seist in „Grapeland“ geboren und aufgewachsen. Ist Guildo Hörn der deutsche Elvis Presley?

Elvis war für mich der Archetyp des Schlagersängers schlechthin. Für mich ist der Begriff „Schlager“ ja sehr umfangreich. Das sind populäre Melodien, die relativ einfach sind, die man nachvollziehen kann, Gassenhauer halt. Ich bin dabei, den Schlagerbegriff ein bißchen auszudehnen. Deshalb ist das neue Album härter geworden. Aber guck mal: Wolfgang Petry zum Beispiel. Wenn du bei dem die Stimme wegziehst, dann meinst du, du würdest die Toten Hosen hören. Die Hosen sind übrigens auch total Schlager.

Zurück zu Elvis. Was habt Ihr beide sonst noch gemein? Den Frauenverschleiß vielleicht?

Wieso? War der bei Elvis auch so gering? Also ganz ehrlich – es gibt Momente im Leben, wo diese Geschlechtlichkeit einfach gar keinen Platz hat. Das ist ’ne nette Sache, aber es ist nicht immer das Wichtigste. Zur Zeit bin ich sehr musikfixiert, das ist jetzt eher so eine astrale Phase in meinem Sexualleben. Wenn du über die Liebe singst, dann stellst du dir vor, wie es wäre, und schaust den anderen beim Küssen zu. Mit den Frauen, das ist ja auch immer so viel Arbeit. Aber hör mal: Der Ast ist noch nicht abgebrochen.

Wird Guildo Hrn auch mal so ein Großer wie Elvis Presley?

Damals hat einen das ganz einfach vom Sockel gehauen. Ich glaube, so viel Originalität ist heute gar nicht mehr möglich. Vor ein paar Tagen habe ich noch alte Bootlegs von Elvis gehört und muß sagen: „Wow! Ganz klar, daß der so ein Superstar geworden ist.“ Für mich hat Elvis viel mit Mohammed Ali gemeinsam. Vom Esprit her ist da ähnlich viel herübergekommen. Ich glaube auch, Michael Jackson hat sehr viel von Elvis übernommen, aber ihn nie erreicht. Aber Elvis sah halt nicht so gut aus wie ich, das war sein gravierender Nachteil.

Mit anderen Worten: Dein Aussehen ist Dein größtes Kapital?

Wenn du aussiehst wie ich, dann stehen dir alle Türen offen. Wenn ich mich bewege mit dem Körper, den ich nunmal habe, dann sieht das viel erfrischender aus, als wenn du so eine Körpermaschine mit Waschbrettbauch vor dir hast. Die sind ja total langweilig. Gerade bei der Live-Musik wird ja superviel von der Optik her aufgenommen.

Und was tut Guildo Hörn für seinen Körper? Schwimmen gehen. Vor einer Tournee jeden Tag. Das ist sehr meditativ und reinigt die Seele. Ich kenne einen Typen aus der Schlagerbranche, der hat sich jetzt ein Schwimmbad ins Haus legen lassen mit nur einer Bahn. Da kann er immer nur ganz alleine drin schwimmen. Wie ernährst Du Dich? Gut. Am liebsten esse ich die Nußecken meiner Mutter. Als Kind habe ich im Radio gehört, daß der Elvis im Bett Schokolade und Kekse essen durfte. Das wollte ich auch, aber mein Vater hat es verboten. Dann hat mir meine Mutter immer Nußecken unter die Schmusedecke geschmuggelt, weil die ja weder Schoko noch Keks im klassischen Sinne sind, aber trotzdem beide Komponenten auf wundersame Weise miteinander vereinen. Der Elvis Presley ist also im Grunde indirekt der Erfinder von Mutters Nußecken.

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