Herbert Grönemeyer brandmarkt deutsche Musiker als „Frau-Merkel-durchgenebelt“

Bei einer Podiumsdiksussion auf dem Reeperbahn Festival hat der Sänger junge deutsche Musiker für ihre politische Haltungslosigkeit kritisiert. Auch Kanzlerin Merkel bekam ihr Fett weg.

„Ich komme aus der alten Rock ’n‘ Roll-Zeit aus den 60ern und 70ern, und Musik ist für mich bis heute politisch“, sagte Herbert Grönemeyer am Donnerstag (21. September) nach einem Bericht der „Welt“ auf dem Reeperbahn Festival in Hamburg während eines Gesprächs mit anderen Musikern und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen über politisches Engagement. „Kunst ist dafür da, eine Gesellschaft aufzurütteln. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind dafür da, die Leute zu verärgern und nervös zu machen.“

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Genau das geschehe in den letzten Jahren aber viel zu wenig – viele vor allem junge Musiker seien zu zahm bei der Artikulation politischer Forderungen, so der 61-Jährige. „Die Politik findet vielleicht im Hip-Hop, im Rap statt, aber ansonsten ist die Musikszene wie vieles andere sehr „Frau-Merkel-durchgenebelt.“ Im Grunde sei es die Aufgabe der Künstler, „den Etablierten auf die Nerven zu gehen“, sagte Grönemeyer bei dem Gespräch.

Keiner will als „Gutmensch“ verspottet werden

Michael Fritz von der Trinkwasser-Initiative Viva Con Agua nannte als mögliche Erklärung für die Zurückhaltung vieler Musiker, dass man als politisch engagierter Künstler schnell als „Gutmensch“ abgestempelt werde. Der Sänger wollte das nicht gelten lassen: „Man kann sich nicht den Schneid abkaufen lassen von irgendwelchen Vollidioten.“

Die Moderatorin Christiane Falk (l-r), Michael Schwickart von der Hilfsorganisation SeaWatch, der Musiker Fetsum Sebhat, Alexander von der Oelsnitz von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Michael Fritz, Mitgründer der Initiative Viva con Agua und der Musiker Herbert Grönemeyer sitzen im Schmidt Theater in Hamburg
Die Moderatorin Christiane Falk (l-r), Michael Schwickart von der Hilfsorganisation SeaWatch, der Musiker Fetsum Sebhat, Alexander von der Oelsnitz von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Michael Fritz, Mitgründer der Initiative Viva con Agua und der Musiker Herbert Grönemeyer sitzen im Schmidt Theater in Hamburg

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Kanzlerin Merkel kritisierte Grönemeyer für ihre Haltungslosigkeit in Bezug auf immer deutlicher werdende rechtspopulistische Tendenzen: „Ich hab von Frau Merkel auch noch nichts dazu gehört, was im Osten vorgeht, was da für ein Rechtsruck passiert.“ Auch die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ist seiner Meinung nach eine ziemlich verlogene Angelegenheit: „Man verbindet jetzt Frau Merkel immer mit dem Flüchtlingsthema, aber Frau Merkel hat das Flüchtlingsthema einen Mist interessiert. (…) Die Gesellschaft ist den Geflüchteten entgegengegangen, und dann hat sie reagiert und sich das ans Revers gehängt.“

Axel Heimken picture alliance / Axel Heimken/dpa
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