Herbert Grönemeyer stellt ‚Dauernd Jetzt‘ vor – und ist wieder Freund mit Bono
Herbert Grönemeyer stellt sein neues Album „Dauernd Jetzt“ im Berliner Edel-Restaurant Grill Royal vor - und verlangt Nachbesserungen am Streaming-System
An diesem Freitag, wenn das 14. Studioalbum von Herbert Grönemeyer in den Läden steht, darf auch ein kleines „Gröni-Jubiläum“ begangen werden. Ziemlich genau 30 Jahre ist es her, dass die WDR-Musiksendung „Rockpalast“ am 16. November 1984 ein Konzert des Sängers und Schauspielers aufzeichnete. Ein finaler Push für das Album „4630 Bochum“, das sich bis heute 2,8 Millionen mal verkauft hat. Der endgültige Durchbruch nach Grönemeyers Früh-Achtziger-Holperstrecke im Niemandsland des Pop.
„Männer“ und „Flugzeuge im Bauch“ landeten damals frei Haus in den noch Musik-TV-unterversorgten deutschen Wohnzimmern. Und nisteten sich dauerhaft im kollektiven Gedächtnis der Republik ein. So nennt ihn Universal-Boss Frank Briegmann bei der Vorstellung von „Dauernd Jetzt“ kurz und prägnant „Deutschlands größten Musikkünstler, das darf man wohl sagen!“ und freut sich auf die Zusammenarbeit mit ihm. „Auch wenn wir dafür erst die EMI übernehmen mussten“. Mit diesem kleinen Business-Witzchen darf dann der DJ die Deluxe-Version der Platte inklusive vier Bonustracks „abfahren“. Eine Reise durch Film-Noir-Balladen, Deutschrock-Kracher und einem ungewohnten Technotrack, der gänzlich ohne jede Worte auskommt. Keine Herbert-Revolution, doch alles bleibt anders.
ORF-Moderator und Buchautor Christian Ankowitsch moderiert sich sodann mit Wienerischem Schmelz durch den Fragenkatalog, den Grönemeyer gewohnt sympathisch pariert. Er bleibt halt Mensch mit Ecken und Kanten. Und kann auch im Alterswerk künstlerische Selbstzweifel nur schwer abschütteln. Dazu gehört die ständige Unrast. „Planen ist mir bis heute komplett fremd geblieben“, gibt er zu Protokoll. „Ich bin ein Typ, der auch kurz vor Schluss noch einmal alles umschmeißt. Das verbindet mich mit Intendant Peter Zadek aus meiner Zeit am Schauspielhaus Bochum.“
Explizit wird Grönemeyer ganz am Schluss, als er aus dem Publikum nach seiner harschen Kritik am U2-Deal mit Apple gefragt wird. „Ich habe mich mittlerweile mit Bono ausgesprochen. Alles gut! So eine Debatte muss aber unter Freunden jederzeit möglich sein.“ Er bleibe aber dabei, auch im Hinblick auf sein (Nachwuchs-)Label Grönland, dass die „monatelange Arbeit“ gerade von jungen Künstler fair honoriert werden muss.
Vor allem bei Streamingdiensten würden Künstler nicht angemessen bezahlt. Grönemeyers neues Album darf bei Spotify & Co jedenfalls nicht gestreamt werden. Er wolle nicht technologie- oder internetfeindlich erscheinen, erklärte Grönemeyer, aber ein Tischler würde seinen Tisch auch nicht einfach verschenken. Er fordert Nachbesserungen bei den digitalen Anbietern.