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Holly Herndon gewinnt International Music Award in der Kategorie Future

Wie klingt Zukunft? Vielleicht so wie die Musik von Holly Herndon. Die Jury des International Music Award zeichnet die Musikerin, die mit künstlicher Intelligenz arbeitet, in der Kategorie Future aus.

Technologie bedeutete für die Popmusik immer schon eine große Verheißung. Seit den Anfangstagen des Rock’n’Roll forscht man am Sound der Zukunft. Von den Verzerrer-Pedalen für die E-Gitarre über Synthesizer, Drumcomputer und die Autotune-Stimmen bis hin zu den Algorithmen, die heute die Playlists auf den Streaming-Portalen steuern. Längst kommen Softwares mit künstlicher Intelligenz (KI) in der Musikproduktion zum Einsatz. Eine Entwicklung, die sich weiter verstärken wird; trotz eines massiven Retro-Booms bei Rockern oder Singer-Songwritern.

Herndon füttert ihren Computer mit Stimmen

Holly Herndon geht hier konsequent in die Offensive. Dafür wurde sie mit dem erstmals vergebenen International Music Award (IMA) ausgezeichnet; Herndon siegte in der Kategorie Future. Das 18-köpfige Gremium, das über die Vergabe von sieben der insgesamt acht IMA-Preise bestimmt, entschied sich für die futuristischen Ansätze der US-Amerikanerin, die am Center for Computer Research in Music and Acoustics der US-Eliteuni Stanford promoviert hat.

Die Künstlerin mit Wohnsitz in Berlin hat gemeinsam mit ihrem musikalischen Partner Mathew Dryhurst eine künstliche Intelligenz namens Spawn („Ausgeburt“) entwickelt, die auf ihrem aktuellen Album „Proto“ mitsingt. Herndon füttert einen eigens konstruierten Computer mit Stimmen. In Probe-Sessions mit einem Chor wird Spawn menschlich aufgeladen. Ein Einsingen, das zum Bestandteil von Herndons Live-Performance wird. Manchmal lädt sie auch das Publikum ein, sich daran zu beteiligen.

Die künstliche Intelligenz ist Mitglied der Band

Spawn wird also in einer ersten Phase mit menschlichen Gesängen und Klängen von außen gefüttert. Auf Basis dieses Inputs entwickelt die KI eine eigene Stimme. Doch lässt sich der„künstliche Gesang“ auf dem Album wirklich heraushören? Insgesamt überwiegen auf „Proto“ vielstimmige Harmonien, wie in der Kirchenmusik. Dann wiederum setzen Rhythmus-orientierte Tracks mit kürzeren Vokal-Elementen auf eine Ethno-Dance-Ästhetik.

Avantgarde-Pop zwischen Enigma, Fever Ray und Austra. Der Computer wird somit zu einem Mitglied des Ensembles. Von ihm stammen kein Songs, sondern er ist Teil der Produktion. Vom Gefühl her unterscheidet es sich  gar nicht so fundamental davon, mit einem Menschen Musik zu machen, befindet Herndon.

Die Pop-Versuchsanordnung „Proto“ wird somit zur Annäherung an das sperrige Technologie-Thema KI. In der Kunst und Popkultur ist es noch vergleichsweise einfach, sich davon abzulösen und virtuos akustische Gitarre zu spielen oder Bilder zu malen. Dennoch dringt KI immer mehr in unseren Alltag ein.

Algorithmen und alternative Denkansätze

Herndon hält nichts davon, diese Entwicklung einfach so hinzunehmen. „Algorithmen sind nicht neutral, sie stammen aus unserer Gesellschaft, sie tragen unsere Ethik, unsere Werte und Normen in sich“, sagt sie. Sie fordert dazu auf, sich aktiv damit auseinanderzusetzen und von nicht humaner Intelligenz zu lernen.

Holly Herndon greift mit ihrer Musik in eine der wichtigsten Debatten unserer Zeit ein. „Mich bezeichnete mal jemand als Aktivistin. Diesen Titel verdiene ich nicht“, sagte sie gegenüber dem „Musikexpress“. „Ich kann natürlich nichts dagegen ausrichten, wenn ein Staat wie China Milliarden in sein KI-Regime investiert. Mir geht es darum, alternative Denkansätze zu geben. Wenn du eine andere Zukunft haben willst, musst du sie dir erst einmal erträumen. Dazu gehört aber natürlich auch, die eigene Rolle als williger Teilnehmer im jetzigen System zu hinterfragen.“

Der IMA fährt Audi – Audi hat den International Music Award 2019 elektrisiert und die hochkarätigen Gäste rein elektrisch und lokal emissionsfrei direkt an den roten Teppich gebracht. Die Stars des IMA 2019 durften auf dem Weg zur Verti Music Hall im neuen Audi e-tron und Audi Q5 TFSI e Platz nehmen.