John Frusciante: „Ich musste aufhören, zu versuchen zu beeindrucken“

Metaphorisch erklärt Red-Hot-Chili-Peppers-Gitarrist John Frusciante, wie er sich vom Perfektionismus löste, und damit sich selbst und auch der Band half.

John Frusciante, Gitarrist der Red Hot Chili Peppers, fing erst ein Jahr nach Band-Einstieg 1988 an, „er selbst zu sein“. Zuvor hätte er stets versucht, die Erwartungen anderer zu erfüllen, ohne zu wissen, was er selbst eigentlich spielen möchte. Frusciante erklärt, wie eine Vereinfachung seiner Spielweise ihn zu sich selbst geführt hat.

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„Wenn ich so weitermache, werde ich nie zufrieden sein“

Der Musiker beschreibt, in frühen Zeiten der Band versucht zu haben „so zu sein, wie ich denke, dass die Leute mich haben wollen, oder wie ich denke, dass die Chilis sein sollten“. Diese Denkweise hätte ihn nicht glücklich gemacht, weshalb er eines Tages beschlossen hätte, sein Vorgehen ändern zu müssen. „Wenn ich so weitermache wie bisher, werde ich nie mit dem zufrieden sein, was ich tue, also muss ich meine Vorstellungen davon aufgeben, was gut ist, und ich muss einfach versuchen, ich selbst zu sein und herauszufinden, was das bedeutet“, erinnert sich Frusciante.

John Frusciante lernte, sich zurückzuhalten

Seine neue Vorgehensweise beschäftigte sich zunehmend mit der Frage, wer er selbst eigentlich sei, erklärt der Gitarrist. Die Suche nach sich selbst führte ihn zwangsläufig auch zu seiner Band. „Ich habe gemerkt, dass ich bei den Proben statt zu spielen einfach nur Feedback geben oder eine Note lange halten konnte“, erklärte Frusciante gegenüber „Guitar World“. Dabei hätte er gemerkt, seinen Bandkollegen Flea so „fantastisch klingen“ zu lassen.

„Ich gab ihnen die Leinwand zum Malen“

Nicht nur auf Bassist Flea soll sich John Frusciantes neue Zurückhaltung ausgewirkt haben: Die ganze Band hätte mit seiner neuen Spielart besser geklungen. Er beschreibt den Prozess mit einer Metapher: „Ich gab ihnen die Leinwand, auf der sie malen konnten, anstatt zu versuchen, vor andere Leute zu treten, um meine eigene Malerei zu machen.“ So hätte er den anderen „das Malen überlassen“ und seinen Kollegen die „richtige Atmosphäre“ dafür gegeben. Seines Erachtens hätte das eine „wirklich gute Wirkung auf alle“ gehabt.

Frusciantes Beliebtheit beim Publikum stieg

Zunehmend hätte der Musiker so gemerkt, dass er auch beim Publikum besser ankam: „Die Leute begannen, mein Spiel viel mehr zu mögen, ich begann ihnen etwas zu bedeuten“, so Frusciante. Für ihn sei das ein komisches Rätsel gewesen, das er sich nicht erklären könne. Er hätte doch eigentlich aufgehört, sich um die Meinung der anderen zu scheren.

Sein Ansatz, „einfach ich selbst zu sein, komme was wolle“, hätte ihn erst zum Erfolg geführt. „Ich werde aufhören, zu versuchen zu beeindrucken“, sei seine neue Einstellung gewesen, die „die Leute dazu brachte, sich wirklich für das zu interessieren, was ich tat.“

Frusciante hatte die Red Hot Chili Peppers 2009 bereits zum zweiten Mal verlassen. Er berichtete, in dieser Zeit psychische Probleme gehabt zu haben und „ins Okkulte abgedriftet“ zu sein. Vor drei Jahren kehrte er dann doch zurück zur Band, woraufhin Gitarrist Josh Klinghoffer sich von den Peppers verabschiedete. Zwischendurch betätigte sich Frusciante auch solo und veröffentlichte 2020 sein aktuelles Album „Look Down, See Us“.

Auf der neuen Platte der Red Hot Chili Peppers, „Unlimited Love“, die im April erschien, ist der zurückgekehrte Musiker ebenfalls zu hören. Es hätte sich für ihn angefühlt, als sei er nie weg gewesen. Seine Bandkollegen sind ihm ebenfalls dankbar für seine Rückkehr. Im Sommer wird die Band mit ihrem aktuellen Album auf Welttournee gehen.

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