Johnnys Rückblick

Die Libertines haben nicht darauf gewartet, dass sich jemand eine schallende Reputation für sie ausdenkt Sie haben ihre erste Single „What A Waster“ zum britischen Thronjubiläum veröffentlicht, sie ist nicht im Radio gespielt worden wegen der Schimpfwörter. Auf der B-Seite „I Get Along“ flucht Sänger Carl Barat „Fuck ‚em!“ aber so geschickt in eine Pause hinein, dass die BBC es herausschneiden konnte und auch Menschen außerhalb des in diesen Tagen sehr heißen Pflasters London hören durften, wovon das anhaltende Gemurmel handelt, das die ersten Auftritte der Libertines seit Monaten begleitet.

The Libertines klingen wie: The Clash, The Jam, The Kinks. Und wer sich noch erinnert, wie die Strokes klangen (wie Television, Velvet Underground, die Voidoids), könnte zur Konklusion kommen, dass das Libertines-Debüt „Up The Bracket“ auch deshalb so umarmt wird, weil die fünf Mageren den Punk der vierten Welle heim nach London holen. „The Boy Looked At Johnny“ hieß Ende der Siebziger das britische Punk-Manifest von Julie Burchill und Tony Parsons, die Libertines dichten um den Titel herum ein linkisches Song-Bruchstück mit Eruption und Singsang – und der Zeile „New York City’s very ptetty in the nigbt time.“ Wir nennen das: Humor.

Es gibt schon die ersten Geschichten über Faustkämpfe im Studio, Bühnenprügeleien und einen alten Bassisten, der nach Afghanistan gefahren sein soll, um sich freiwillig für die Taliban-Truppe zu melden. Mit ihren Uniformjacken haben sich die Libertines bereits als Poster-Jungs qualifiziert, und schon nach dem erstmaligen Hören dieser euphorisierenden Schallplatte will man sich einen Schlitz ins Kleid machen und eine Zeitung gründen, nur um den Libertines die größtmögliche Schlagzeile zu schreiben. Ab ins Konzert.

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