Jolie Holland: Frisches Blut unter den Songwritern

Jörn Schlüter stellt fünf Fragen an die geheimnisumwitterte amerikanische Songschreiberin Jolie Holland. Diese erzählt vom Lieblingsmoment auf ihrem Album "Pint of Blood".

Gemeinsam mit Langzeit-Kollaborateur Sahzad Ismaily entwirft Jolie Holland auf ihrem fünften Album versunkene, ganz vom Zusammenspiel ihrer Band lebende Songs. Die Texanerin ist wieder die mysteriöse Chanteuse, deren Lieder traditionell komponiert werden und dennoch eine entrückte, seherische Qualität haben. „Pint Of Blood“ ist zwar eine Rock-Platte, aber eine geflüsterte, geheimnisvolle – und wieder ganz wunderbare.

Was muss man unbedingt über Ihr neues Album wissen?

Dass es absolut live ist. Das stimmt zwar praktisch für alle meine Alben, aber dieses hier ist die beste Live-Rock-Platte, die ich bisher aufgenommen habe. Wir wollten es machen wie Neil Young auf „Zuma“, sehr direkt und unmittelbar. Es war mir extrem wichtig, im Studio ein Erlebnis mit den Songs zu haben. 

Warum heißt es „Pint Of Blood“?

William Burroughs hat gesagt, wenn man eine Stunde mit einem Menschen verbringt und hinterher das Gefühl hat, einen Liter Plasma verloren zu haben, ist dieser Mensch nicht dein Freund. Mein Titel ist die Umkehrung dessen – gute Menschen und echte Freunde geben dir Vitalität.

Ist Freundschaft wichtig für gute Musik?

Sie ist essenziell. Musik ist etwas sehr Soziales, man macht sie zusammen. Ich wende mich mit meinen Songs immer direkt an die Menschen um mich herum und singe sozusagen zu ihnen. Das macht den Prozess des Schreibens sehr persönlich. Generell ist meine Beziehung zu den Künsten durch die vielen fabelhaften Künstler in meinem Umfeld geprägt.

Auf dem Cover von „Pint Of Blood“ ist eine Meerjungfrau zu sehen. Was hat das zu bedeuten?

Bei einem Benefizkonzert in Maine lernte ich diese riesige Frau mit superlangen blonden Haaren kennen. Sie war ein bisschen betrunken und sprach ständig Spanisch mit mir – etwas an ihr war geheimnisvoll, und alle nannten sie die Meerjungfrau. Ich schrieb ein Lied über die große Frau und malte dann das Cover. Viele meiner Lieder entstehen aus solchen Begegnungen.

Haben Sie einen Lieblingsmoment auf dem Album?

Sogar sehr viele. Zum Beispiel Marc Ribots Gitarren-Part bei dem Song „The Devil’s Sage“. Als er zu spielen begann, wurde mir klar, dass niemand den Song jemals so gut verstanden hat wie er. 

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