Keine Kompromisse

Debüt groß, Nachfolger gruselig. Doch mit ihrem dritten Streich beweisen Mansun wahre klasse

Erklärte Lieblinge der englischen Presse sind Mansun noch nie gewesen. Leicht gemacht haben sie es Fans und Kritikern auf der Insel aber auch nicht gerade: Ihr letztes, futuristisch anmutendes Werk „Six“ wies nahezu alle Merkmale eines überambitionietten Konzeptalbums auf, das – ihrer Meinung nach – mutig „die Grenzen zwischen Pink Floyd, Frank Zappa und Captain Beefheart“ auslotete und alles andere als leicht zu konsumieren war. Mit dem dritten Album „Little Kix“ dagegen präsentiert sich das Quartett aus Chester stringent wie nie zuvor und feiert den klassischen Popsong, der im Extremfall Leben retten kann. Gitarrist Chad Dominic sieht diese Entwicklung ähnlich: „Auf ‚Six‘ sind wir doch sehr zerstörerisch mit den Melodien umgegangen. Die Aufnahme des Albums und die anschließende Tour waren ein ziemliches Chaos. Mit „Little Kix“ wollten wir alles anders machen und uns wieder auf Songs und Melodien konzentrieren, denn hätten wir weiter gemacht wie bisher, hätte man uns wohl bald nicht mehr zugehört“

Tatsächlich ist „Little Kix“ Mansuns bislang poppigstes Statement, ohne dass dabei eine Anbiederung an den Mainstream auszumachen ist. Prince-Verehrer, Sänger und Gitarrist Paul Draper weiß trotz allem schon jetzt zu genau, wie die britische Presse reagieren wird: „Es gibt immer wieder Reviews, ohne dass die Platte überhaupt gehört wurde. Ich denke, sie mögen uns als Personen noch weniger als unsere Musik, und damit stehen wir in einer Tradition mit Bands wie Depeche Mode, die hier in England bei der Kritik ja genauso wenig galten. Aber wir machen uns schon lange nichts mehr daraus.“

Was auch nicht nötig ist, denn bereits ihre Debüt-LP „Attack Of The Grey Lantern“

erreichte vor drei Jahren mühelos Platz 1 der UK-Album-Charts, und Mansuns Live-Auftritte geraten meist zu Erlebnissen der nicht alltäglichen Art. „Live sind wir vollkommen anders als auf Platte“, erklärt Draper. „Wir wollen unsere Show so aufregend wie möglich gestalten, nicht bloß reproduzieren.“

Mit Songs wie „Sunshine“ oder „Forgive Me“ dürften Mansun sich auch dieses Mal wieder jedweder Kategorisierung entziehen. Nur einen Kompromiss mussten sie bis dato machen: Nach Veröffentlichung ihrer ersten Single unter dem Bandnamen „Manson“ gerieten sie mit den Rechte und Nachlassverwaltern von Charles Manson in Konflikt und mussten ihren Namen geringfügig ändern. Geschadet hat es ihnen nicht.

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