Kinostart der Woche: „Ein gutes Herz“

Unter der Regie von Dagur Kár überzeugen Brian Cox und Paul Dano in dieser poetischen Tragikomödie. Beispiel gefällig? "Wir helfen den Menschen nicht, wir zerstören sie." So erklärt Jacques (Brian Cox) den Sinn seiner New Yorker Bar. Kritik und Trailer.

„Wir helfen den Menschen nicht, wir zerstören sie.“ So erklärt Jacques (Brian Cox) den Sinn seiner New Yorker Bar. Der Kettenraucher hat gerade seinen fünften Herzinfarkt erlitten, der junge Obdachlose Lucas (Paul Dano) einen gescheiterten Selbstmordversuch hinter sich. Die beiden lernen sich im Krankenhaus kennen. Da Jacques sein baldiges Ableben erwartet, will er Lucas als Nachfolger gewinnen – aber nicht aus Großherzigkeit. „Ich habe keine Familie, keine Freunde und auch kein Interesse daran“, stellt der Zyniker klar. „Ich will nur, dass die Bar weiterläuft.“ Dafür versucht er dem labilen Jungen die Gutmütigkeit auszutreiben. Laufkundschaft wird sofort verprellt. Die Stammgäste werden routiniert, aber niemals nett bedient. Es gibt natürlich keinen Kredit. Und Frauen werden nicht geduldet: „Die gehören ins Café.“ Mit den sexistischen und rassistischen Pöbelei stemmt sich der verbitterte Einzelgänger gegen jede Zuneigung oder Veränderung. Der Isländer Kári erzählt dies in der Tradition skandinavischer Tragikomödien mit emotionaler Wahrhaftigkeit. Manchmal hat Jacques auch recht, wie Lucas erfahren muss. Natürlich ist daran ein Mädchen Schuld, dessen plötzliches Auftauchen aber konstruiert wirkt. Während einem die kauzigen Männer sofort vertraut sind, bleibt April (Isild Le Besco) ein Fremdkörper, der nur die märchenhafte Fügung zwischen dem Misanthropen und dem Menschenfreund vorantreibt.

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Oliver Hüttmann

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