Kinostart der Woche I: „I Love You Phillip Morris“

Jim Carrey und Ewan McGregor in einer schrillen Tragikkomödie von den Drehbuchautoren von "Bad Santa". Kann das gut gehen? Es kann, findet unser Kritiker - auch wenn in der hektischen Inszenierung einiges deplaziert wirkt.

„Schwulsein ist ganz schön teuer“, sinniert Steven Russell (Jim Carrey), kurz bevor er wegen Kreditkartenbetrugs verhaftet wird. Der Ex-Cop hat Frau und Kinder verlassen, um in Miami nach allen Regeln des Klischees exzessiv seine Homosexualität auszuleben. Im Knast trifft er den schüchternen Phillip Morris (Ewan McGregor). Sie ziehen nach ihrer Entlassung gemeinsam in eine Villa, bis Steven bei seiner steilen Karriere als falscher Anwalt und Finanzexperte auffliegt. Eine Romantikkomödie mit schwulen Hauptfiguren, nach einer wahren Begebenheit gedreht, als offenkundiges Mainstreamkino – das erscheint selbst nach „Brokeback Mountain“ noch gewagt.

Tatsächlich haben Ficarra und Requa, die Drehbuchautoren von „Bad Santa“, in ihrem Regiedebüt gekniffen. Hinter Kitsch und schrillen Posen bleibt die sexuelle Orientierung nebensächlich. Ein Küsschen hier und da: Mehr Hemmungen mussten die Stars nicht ablegen, die zudem wenig harmonieren. McGregor bemüht sich noch stimmig als blondiertes Frauchen. Aber Carrey nimmt man seinen Part einfach nicht ab. In der hektischen Inszenierung wirken entweder die Gags oder die Gefühligkeit deplatziert. Am besten ist der Spaß, wenn Carrey als Ausbrecherkönig und pathologischer Schwindler gewohnt brillant aufdrehen darf. Nur müsste er dafür keinen Schwulen imitieren.

Oliver Hüttmann

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