Kinostart der Woche: „Renn, wenn du kannst“

Robert Gwisdek, Jacob Matschenz und die wunderbare Anna Brüggemann halten im Regiedebüt von Dietrich Brüggemann eine traumwandlerische Balance aus süffisantem Humor und dem Ernst des Lebens - findet Oliver Hüttmann. Kritik und Trailer.

Eine Magisterarbeit, die wie Herbstlaub durch ein offenes Fenster auf die Straße weht, bahnt eine der schönsten, ungewöhnlichsten Romanzen des deutschen Kinos an. Die Arbeit gehört Ben (Robert Gwisdek), der seit sieben Jahren im Rollstuhl sitzt.

Er verprellt mit sarkastischen Sprüchen seine Mitmenschen, schikaniert seine Zivis. Erst sein neuer Helfer Christian (Jacob Matschenz) lässt sich davon nicht irritieren. Die beiden freunden sich an, verlieben sich aber in dasselbe Mädchen, die Cellistin Annika (Anna Brüggemann).

Mit seinem Regiedebüt ist Dietrich Brüggemann ein zärtlicher, meist unprätentiöser, immer wahrhaftiger Film über Vertrauen zu sich und anderen, Ängste, Sehnsucht und die richtige Entscheidung gelungen. Gwisdek imponiert darin als misanthropischer Tyrann, der cool und respektlos seine Einsamkeit und Verletzlichkeit verbirgt. Er will kein Mitleid, und so zeigt Brüggemann dessen Behinderung einfach als Zustand, als Teil eines Charakters.

Der Ton ändert sich erst, als die Menage à trois ihren erwarteten Gang nimmt und das Tragikomische etwas aufgesetzt ins Melodramatische kippt. Bis dahin aber hält der Film eine traumwandlerische Balance aus süffisantem Humor und dem Ernst des Lebens.

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Oliver Hüttmann

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