Leonard Cohen: „The Faith“

Es war Leonard Cohens 70. Geburtstag, und ein paar Radiosender und Feuilletonisten gingen auch tatsächlich in sich, um ein paar würdigende Betrachtungen zu formulieren. Allein, die Ergebnisse: So hat Cohen nicht nur „Lieder mit einfachen Gitarrenklängen“ geschrieben, er ist auch ein „Lagerfeuer-Romantiker“, ein „Schwarzseher mit Schmeichelstimme“ sowie, logisch, der „Partisan der Liebe“. Und natürlich: der Schöpfer von „Suzanne“, dem „Song über Susanne“. Ach, es war traurig, und auch wir schrieben keine sechzehnseitige Sonderbeilage – worüber auch. Denn es gab freilich nicht viel Neues zu berichten. Das Leben auf Hydra, die vielen Gespielinnen (Frauen, LSD und Speed), die wenigen Bücher und Platten, Cohen als Live-Conferencier, der Aufenthalt im Kloster, das langsame Verstummen – alles bereits bestens erfasst und dokumentiert. Letzteres insbesondere auf „Dear Heather“, einer Platte mit gemütlich gebrummten Texten zu überwiegend lauwarmer Hintergrundmusik. Nur „The Faith“ ließ aufhorchen, denn es gemahnte an alte Zeiten, circa „Recent Songs“. Zum Album gab Cohen übrigens konsequent keinerlei Interviews. Zeit ist Frist, und so arbeitet der ladies man lieber an seinem „Book of Longing“, das unveröffentlichte Texte, Zeichnungen und Bilder enthalten wird. Es scheint, als habe Leonard

Cohen den im Zen-Kloster erlernten Frieden in seinen Alltag übernehmen können. Vielleicht die größte Errungenschaft eines Mannes, der angesichts seines Lebenswerks wohl kein musikalisches Alterswerk mehr braucht.

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