M.I.A. blickt zurück und voraus
Mathangi "Maya" Arulpragasam alias M.I.A. war wohl eine der Entdeckungen der letzten Dekade. Einer Dekade, die sie als Arbeitssuchende begann und als Popstar beendete. Im RS-Interview spricht sie über diese erstaunliche Entwicklung.
Wer hätte es gedacht, dass ein explosiver Soundbastard aus Banghra, Dancehall, HipHop, Dancehall, Techno-Beats, Schuss-Samples und Pop-Appeal mal salon- bzw. gar chartfähig sein würde? Sicher die wenigsten und sicher auch nicht M.I.A. selbst, als sie die letzte Dekade als Arbeitssuchende begann. Dem US-Rolling Stone berichtete sie unlängst über diese Zeit: „Ich war arbeitslos. Ich hatte meinen ersten Job, aber es war kein dauerhafter: Ich habe 2000 ein Cover für Elastica machen dürfen. Ich bin immer zum Arbeitsamt gelaufen und habe mir komplizierte Jobnamen ausgedacht, die keiner der Angestellten finden konnte. Ich war dort mit jedem per du. Irgendwann dachte ich mir: ‚Das ist nicht gut, das kann so nicht weitergehen.‘ Tat es aber bis 2003.“
Dabei hatte sie sich für die vergangene Dekade eigentlich etwas völlig anderes vorgenommen: „Ich wollte Dokumentarfilmerin werden. Ich war besessen von anderen Menschen, ich liebte es zu reisen, und ich hatte ständig das Bedürfnis die Lebensgeschichten anderer zu erzählen.“ Nebenbei hätte sie zwar auch Grafik und Fotografie betrieben, aber: „Was ich wirklich, wirklich wollte, war, eine Dokumentation zu machen.“ Selbst, als dann „Galang“ erschien und bei der BBC auf „Radio 1“ Album der Woche war, jobbte sie noch in einem Plattenladen. „Die Leute im Laden fragten mich, was los sei, warum so viele anriefen und mich sprechen wollten. Ich hatte keinen Plan.“
Ihren Erfolg bewertete M.I.A. in der aktuellen Ausgabe des Rolling Stone so: „Ich musste mich nicht ausziehen und nicht über Sex singen. Es ist gut zu wissen, dass man auch erfolgreich sein kann, ohne sich zu verbiegen.“ Das kann man in der Tat – wobei man sich beim Anblick so mancher Möchtegern-Popstars wünscht, dieses Wissen würde sich so langsam mal verbreiten.
Einen Blick in die nächste Dekade will Miss Arulpragasam indes noch nicht wagen, weil eh immer das Gegenteil passieren werde. „Dazu sage ich nichts. Letztes Jahr habe ich mich hingestellt und verkündet: ‚Ich hör‘ auf! Ich werde ein Kind kriegen und einen Film machen!‘ Und hier bin ich nun wieder und habe bald mein neues Album am Start.“ Deshalb diesmal keine persönliche Prognose. Wohl aber eine politische: „Das Motto der nächsten Dekade wird sein: ‚Bist du stark genug?‘ Es ist das alte Spiel: das Überleben des Stärksten – ’survival of the fittest‘. Dieser Wahrheit müssen wir nun mehr denn je gewappnet sein.“