Maik Brüggemeyer / The Go-Betweens

Ende der 80er-Jahre hatte ich spätabends auf WDR1 einen Song mitgeschnitten (das einleitende Riff war mir allerdings entwischt), ohne zu wissen, wie er hieß und von wem er stammte. Ich hörte ihn oft, wenn ich, den Kopf an die Scheibe gelehnt, mit dem 163er Bus von der Schule in der nächstgrößeren Kleinstadt durch Felder und Wiesen zurück in unser Dorf fuhr. Ich erkannte mich in der Zeile „I recall a schoolboy coming home through fields of cane.“ Und auch ein paar Jahre später, als ich in einer größeren Stadt studierte, traf mich der Sänger, wenn er sang „I recall a bigger brighter world/ A world of books/ And silent times in thought/ And then the railroad/ The railroad takes him home/ Through fields of cattle/ Through fields of cane.” Mittlerweile wusste ich, dass die Band The Go-Betweens hieß, und ich suchte in dunklen, muffigen Plattenladenkellern nach ihren Alben. Nach dem Studium zog ich nach Hamburg, ein Jahr später nach München. Ich fremdelte ein bisschen mit der großen Stadt und der viel zu kleinen überteuerten Wohnung. Busse konnten mich von dort nicht nach Hause bringen, Bahnen hätten viele Wiesen und Felder durchqueren müssen. Erst das Konzert der Go-Betweens im Mai 2003 ließ mich schließlich am neuen Wohnort ankommen. Es war eine Art Heimspiel für die Band, die familiäre und freundschaftliche Bindungen an Bayern hatte. Ein naher, intimer, herzwärmender, lustiger Abend, wie man ihn sonst nur mit alten Freunden haben konnte. Und alle, die an diesem Abend in der Muffathalle dabei waren, waren für zweieinhalb Stunden meine Freunde. „Meinen“ Song spielten die Go-Betweens zwar nicht, aber nach dem Konzert kaufte ich mir ein T-Shirt, auf dem das Label der „Cattle And Cane“-Single abgebildet war, und zog es auf dem Heimweg gleich an. „Alone, and so at home.“

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