Mando Diao im Interview: „Unser Spirit: Nichts überanalysieren!“

ROLLING STONE traf Sänger Björn Dixgård und Gitarrist Jens Siverstedt zum Gespräch. Am Montag absolviert die Band für uns eine #DaheimDabeiKonzerte-Session

Aus dem Archiv: Mando Diao im Interview 2017

>>> #DaheimDabeiKonzerte, Montag um 19 Uhr: Special – Mando Diao im Stream

Am Freitag, dem 12. Mai, erscheint das inzwischen achte Studioalbum von Mando Diao, mit dem Titel „Good Times“. Auch nach gut zwanzig Jahren zählen sie zu den erfolgreichsten schwedischen Rockbands. ROLLING STONE traf Sänger Björn Dixgård und Gitarrist Jens Siverstedt zum Gespräch über das neue Werk, die Indiepop-Welle der Nullerjahre – und die Lust am Angeln.

Rolling Stone: Euer neues Album „Good Times“ erscheint am 12. Mai. Vor drei Jahren habt ihr euer letztes Werk „Ælita“ herausgebracht, das von Synthesizer-Pop und einem generellen 80er-Gefühl geprägt war. Jetzt seid ihr zum Rock zurückgekehrt. Warum?

Björn Dixgård: Wir hatten kein klares Konzept vor Augen, dem wir bei der Arbeit am Album strikt hätten folgen wollen. Als wir „Ælita“ gemacht haben, hatten wir einfach diesen Drang, mal mit Synthesizern zu arbeiten, mit Klang und Effekten zu spielen – das war eine von vielen Arten, Musik zu komponieren, und irgendwann werden wir eine Platte, die wie „Ælita“ klingt, bestimmt wieder aufnehmen. „Good Times“ vereint viele Aspekte unseres Lebens, es ist ein bisschen was Neues und ein bisschen „back to the roots.“

Mando Diao

RS: Spürt ihr denn einen Druck, euch festlegen zu müssen?

Björn: Ich fände es ziemlich blöd, sich festzulegen, weil man sich damit selbst Fesseln anlegt. Es ist viel produktiver, das zu tun, wonach man sich im Moment fühlt, und so arbeiten wir auch schon immer. Dadurch, dass wir nie jemandem erzählen, dass wir eine neue Platte in Angriff nehmen, sind wir immer recht unabhängig: Uns redet niemand rein, und wir haben keinen Druck von außen.

Jens Siverstedt: Wir haben uns für die Platte viel Zeit genommen – haben mal an einem Song rumprobiert, ihn beiseite gelegt und ihn vier Monate später wieder aufgenommen, um damit weiterzuarbeiten.

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Björn: Das stimmt, und wir haben versucht, alle „Fehler“ einfach so zu lassen, was das Album authentischer machen soll, damit es sich nicht zu glattgebügelt anhört. Wir wollten, dass unsere Songs diesmal unverfälscht klingen und ohne große Effekte auskommen.

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RS: Ihr seid auf der großen Indie-Welle der Nuller Jahre, geprägt von Franz Ferdinand und Kaiser Chiefs, mitgeschwommen und musstet euch dabei gegen viele andere Bands behaupten, von denen einige heute nicht mehr existieren. Macht ihr euch Gedanken darüber, dass euch das auch passieren könnte?

Jens: Ich finde, wir sind wahnsinnig privilegiert, dass wir das machen können, was uns am meisten Freude bereitet. Außerdem sind wir so beschäftigt mit Schreiben und Aufnehmen und Touren, dass wir gar keine Zeit haben, uns Sorgen zu machen.

Die Trennung von Gustaf war hart

Björn: Wir machen Musik, weil es unsere Leidenschaft ist – am ehesten hätte ich Angst davor, dass uns diese verloren geht; vielleicht ist das auch der Grund, weshalb es viele der früheren Indie-Bands nicht mehr gibt. Wir hatten kurzzeitig Schwierigkeiten, als Gustaf (Norén, zweiter Sänger und Gründungsmitglied) die Band verlassen hatte – das war Wahnsinn, es war eine harte Trennung. Aber wir hatten rund zwanzig Shows geplant und mussten uns plötzlich fragen: „Okay, was machen wir jetzt? Sagen wir alles ab?“ Wir haben dann kurz gegrübelt und dachten uns: „Hey, natürlich machen wir die Konzerte.“ Das war gut, so blieb alles im Fluss und man hatte keine Zeit, sich den Kopf zu zerbrechen – das bringt ja ohnehin nichts.

RS: Noch keine Gedanken ans Schlussmachen?

Björn: Haha, mit 20 dachte ich das. Noch heute erinnern mich Leute daran, dass ich damals in Interviews gesagt habe: „Mit 30 höre ich mit der Musik auf.“ Jetzt sind wir deutlich über 30 und sitzen trotzdem hier. Musik ist unser Leben, warum sollten wir damit aufhören, so lange wir noch neugierig sind?

Jens: Ja, die Rolling Stones haben vor ein paar Tagen eine neue Tour angekündigt. Verrückt, oder? Sieht so aus, als könnten wir noch eine Weile durchhalten.

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RS: Jens, Du bist der „Neue“ bei Mando Diao und erst 2015 dazugestoßen. Hattest Du damals die Sorge, die Leute könnten Dich nicht mögen?

Jens: Ich bin ganz froh darüber, dass ich die Dinge damals nicht überanalysiert habe. Das ging alles so schnell: Ich kannte Björn schon vorher, wir haben Songs zusammen geschrieben und wurden Freunde. Und dann wurde ich quasi über Nacht gefragt, ob ich bei der Sommer-Tour dabei sein will – das war zwei Wochen vor Beginn der Tournee. Wir haben viel geprobt und plötzlich waren wir auf Tour; ich erinnere mich gerne daran zurück, es hat Spaß gemacht. Ich war ja vorher schon Musiker, aber bin noch nie durch Europa getourt, die neuen Eindrücke waren total interessant. Die Jungs haben mir von Tag eins an klar gemacht: Wir wollen nicht, dass Du jemanden ersetzt, wir wollen, dass Du einfach Du selbst bist. Das war sehr erleichternd und ich konnte tun, was ich immer tat: Songs schreiben und Gitarre spielen.

Mando-Diao-Spirit: nichts überanalysieren!

Björn: Deswegen wollten wir Dich auch haben, weil du die Dinge nicht kaputt denkst. Es passt nicht zum Mando-Diao-Spirit, Dinge zu sehr zu analysieren: Wir begeben uns auf die Reise, und wenn es sich gut anfühlt, machen wir es.

Mando Diao

Jens: Auch die Fans haben mich ab dem ersten Tag als vollwertiges Bandmitglied wahrgenommen und mich mit offenen Armen empfangen. Damals habe ich nicht so viel darüber nachgedacht, aber im Nachhinein dachte ich mir: Hey, die mögen mich wirklich. Das war nicht selbstverständlich. Die ganze Liebe, die ich erhalte, fühlt sich wundervoll an.

Björn: Einem Kerl wie Jens kann eben niemand widerstehen!

RS: Okay, was macht ihr eigentlich außerhalb der Musik so?

Björn: Naja, Musik ist schon ein riesiger Teil unseres Lebens. Das ist unsere Arbeit, unser Hobby, unser Leben. Aber ich habe eine Familie zuhause in Schweden, und wenn wir nicht auf Tour sind, dann gehe ich morgens zur Arbeit und freue mich natürlich, abends wieder zu ihnen nach Hause zu kommen. Außerdem gehe ich tatsächlich gerne Angeln, auch wenn ich das ewig nicht mehr gemacht habe. Aber ich bin ein netter Angler und lasse die Fische danach wieder frei – außer, wenn ich mal wirklich hungrig bin.

>>> #DaheimDabeiKonzerte, Montag um 19 Uhr: Special – Mando Diao im Stream

Jens: Hattest Du mir nicht mal versprochen, mir das Angeln beizubringen?! Wir hatten nur noch nicht die Zeit dazu. Für mich ist es toll, wenn ich mit Freunden abhänge und wir was Leckeres kochen – das ist mir Entspannung genug.

Mando Diao live:

21.11.2017 Dortmund – Phoenixhalle
23.11.2017 Berlin – Columbiahalle
24.11.2017 Köln – Palladium
25.11.2017 Hamburg – Sporthalle
29.11.2017 München – Zenith
01.12.2017 Wiesbaden – Schlachthof

Ab kommenden Mittwoch, den 17. Mai, 10 Uhr gibt es die Tickets exklusiv über eventim.de.

Mando Diao – das neue Album „Good Times“:

Florian Stangl
Florian Stangl
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