Music for Airports

Die neuen britischen Überflieger Delays sind mit ihren Gedanken schon längst beim nächsten Album

Southampton ist, wenn man den Ausführungen von Greg Gilbert glauben kann, ein recht trostloser Ort. „Southampton ist ein Ort, an den man nur kommt, wenn man irgendwo anders hinreisen möchte. Kaum jemand bleibt hier länger als ein paar Stunden“, erklärt der Sänger und Songschreiber der Delays seine Heimatstadt. „All unsere Verwandten haben in den Hafendocks gearbeitet. Dann ist der noch dieser große Flughafen, und immer kommen Leute an und reisen wieder weg. Ich glaube, diese Erfahrung des Reisen und des Übergangs, mit der wir aufgewachsen sind, findet sich auch auf dieser Platte.“ Daher spielt auch der Albumtitel auf die Heimat an: „Faded Seaside Glamour“.

Feiner, eingängiger britischer Pop, der durch die Singles „Nearer Than Heaven“, „Hey Girl“ und vor allem „Long Time Coming“ schon die britischen Charts aufmischte. „Wir wollten eine Platte machen, die man sich auf Kopfhörern anhört, mit ausgeklügelten, übereinandergeschichteten Sounds. Wir haben ganz oft ‚Loveless‘ von My Bloody Valentine gehört, als wir die Platte gemacht haben“, erklärt Gilbert „Wir wollten Dream Pop machen.“

Seltsamerweise muss man aber, wenn man „Faded Seaside Glamour“ hört, viel eher an Fleetwood Mac als an die irischen Gitarrenspurenstapler denken. Das liegt zum einen sicher an Gilberts Falsettgesang, der ein bisschen an Stevie Nicks erinnert, aber auch an dem ziemlich polierten Sound, den die Delays ihrem Debüt gaben. „Ich weiß, ich weiß“, winkt Gilbert ab, „das haben mir jetzt schon mehrere Leute gesagt Aber wir dachten echt nicht so sehr an Fleetwood Mac, als wir die Platte aufnahmen. Ehrlich. Hm, vielleicht hat Stevie Nicks sich meines Unterbewusstseins bemächtigt (lacht) Ich mag Fleetwood Mac ja sehr gern. Es ist unglaublich, wie gut die wurden, als sie begannen, die richtigen Drogen zu nehmen. Es ist wie in der Chemie. Wenn bestimmte Substanzen mit den richtigen Personen reagieren, entstehen tolle neue Sachen.“ Oder es stinkt.

Auf ihrem nächsten Album wird es schwieriger werden, die Delays auf irgendwelche Referenzen zu reduzieren, ist sich Gilbert sicher, denn er habe alle Songs zusammen mit seinem Bruder Aaron erarbeitet: „Aaron kommt aus einer ganz anderen Ecke. Für ihn sind Daft Punk die größten musikalischen Helden und nicht wie bei mir The Mamas And The Papas, My Bloody Valentine oder Fleetwood Mac Er macht elektronische Dance-Musik mit Synthesizern. Auch auf ‚Faded Seaside Glamour‘ haben wir ja schon ein paar Sachen zusammen geschrieben. Doch für das neue Album haben wir das noch intensiviert Es wird freier, luftiger.“

Bevor die Arbeiten an dem „Faded Seaside Glamour“-Nachfolger beginnen können, wird aber erst einmal Europa bereist Am Tag unseres Interviews standen die Delays vor einer ausgiebigen Tournee, teilweise im Vorprogramm der Veils. Zwischen den Orten, zwischen den Alben. Die Delays befinden sich im Übergang. Für jemanden aus Southampton die normalste Sache der Welt.

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