„Star Wars – The Fans Strike Back“-Ausstellung: Top oder Flop?

Die „weltgrößte“ Ausstellung von „Star Wars“-Fans gastiert in Berlin. Hält die Ankündigung, was sie verspricht?

George Lucas hat die Milliarden, Disney hat die Milliarden, The Powers that be haben die Milliarden, um in „Star Wars: Galaxy’s Edge“ in Florida und Kalifornien sündhaft teure Nachbauten des Millenium Falcon (in Originalgröße!) nachbauen zu lassen, und mit „Rise of the Resistance“ das wohl überwältigendste Karussell-Erlebnis (entschuldigen Sie bitte den antiquierten Ausdruck) aller Zeiten zu bieten.

Aber.

Die Fan-Ausstellung „The Fans Strike Back“, die ab Freitag (26. April) bis in den Juli in Berlin gastiert und als „weltgrößte“ ihrer Art beworben wird, mit angeblich mehr als 1.000 Exponaten – Dioramen, Kommandobrücken, Kostümen, Action-Figuren, überwiegend von Hobbybastlern angefertigt – hält dem auf begeisternde Weise Stand. Sie bietet einen DIY-Charme, dem man sich nicht entziehen könnte. Fandom, Geekdom, Nerdtum: Man kann natürlich darüber lachen, weil Nachempfindungen niemals die Qualität der Studio-Originale erreichen. Man sieht hier einen „Star Wars“-Chewbacca, das Fellgesicht wie durch die Schrottpresse gezogen, null Visagenähnlichkeit, so, wie man ihn sonst vielleicht eher in osteuropäischen Wachsfigurenkabinetten vermuten würde.

„The Fans Strike Back“

Aber solch ein Werturteil wäre irgendwie auch unfair, oder nicht? Fandom sollte nicht mit dem Kriterium Werktreue gegenüber dem Original verglichen werden. Sondern durch die sichtbare Leidenschaft, mit der Außenstehende versuchen, sich den Originalen mit bescheidenen Mitteln anzunähern. Nur die Liebe zählt.

Als Labour of Love ist „The Fans Strike Back“ beeindruckend. Die Replika-Highlights: Anakins Podracer, mit sieben Metern in Originalgröße (mit detailliert eingearbeiteter, sichtbarer Cockpit-Technik) nachgebaut, außerdem ein X-Wing-Fighter in Originalgröße (so einer könnte auch im „Galaxy’s Edge“ stehen), dreieinhalb Tonnen schwer, zwölf Meter lang. Dazu die zweifellos spektakulärste Erfindung der „Star Wars“-Maschinendesigner, das „Speeder Bike“ aus der „Rückkehr der Jedi-Ritter“. Der Fan-Nachbau ist Eins A.

Man wünscht sich lediglich, die Exponate würden in ihren Beschreibungsplaketten nicht nur deren längst bekannten Einsatz in den „Star War“-Filmen nachbeten, sondern deren Konstruktionsgeschichte durch die Fans offenlegen: Herkunftsland, Bauzeit und Erbauer, dazu der Aufwand der Beschaffung. Man will doch sehen, wie „die Fans zurückschlagen“. Deshalb der Ausstellungstitel. Diese liebevolle, mühsame, vielleicht entbehrliche Arbeit gibt es nur sehr vereinzelt per Videoeinspielungen zu betrachten. Wer den Mega-X-Wing gebaut hat, haben Journalisten bei der Pressebegehung erfahren (ein KFZ-Mechaniker aus Frankreich –spektakulär). Für Besucher aber steht das nirgends geschrieben.

Denn darum geht es doch im Fandom, oder nicht? Menschen aus verschiedenen Ländern mit verschiedenen Berufen und verschiedenen Geschlechtern vereinen sich aufgrund der Liebe zu einer phantastischen Welt zu einer Gemeinschaft. Man tauscht sich aus: Wo gibt es das beste Material für den Helm des Scout Troopers, woher beziehe ich die Beleuchtung für Darth Vaders Brustpanel? Musste sich jemand verschulden, nur um den Sandspeeder zusammenzuschweißen? Die Biografien der großen, mit dem „Star Wars“-Virus infizieren Kinder hätten die eigentlich interessante Story geboten. Sie findet hier nicht statt.

Die Ausstellung wirkt eher zusammengewürfelt als kuratiert. Vielleicht haben die Fans alles ordentlich abgegeben, aber die Person, die das Sammelsurium ordnen sollte, war ein wenig fachfremd. Lediglich zwei Filmwelten sind klar umrissen: die Eiswelt von Hoth („Das Imperium schlägt zurück“) sowie die zirpende Waldwelt von Endor („Die Rückkehr der Jedi-Ritter“). Mittendrin anscheinend eine Huldigungswand für einen deutschen (?) Fan-Film (??) der was mit „Order 666“ (???) im Titel trägt. Man kann das als Nicht-Eingeweihter nicht erfahren, denn es wird einem dazu nichts erklärt. Da liegen nur Broschüren auf einem als Arbeitsplatz abgeschirmten Tisch herum.

„The Fans strike back“

Noch besser wäre es gewesen, wenn man legendäre Hardcore-Sammler für die Teilnahme an dieser Ausstellung hätte mobilisieren können. Diejenigen, die ihre tausende Dollar schweren, aber wenige Zentimeter großen Spielzeuge für die Schau zur Verfügung hätten stellen können. Von der Marke Kenner gibt es eine Boba-Fett-Actionfigur aus dem Jahr 1980, die eine Rakete abschießen konnte und mega-mega-mega-teuer ist. Wer die ersteigert, muss Elon Musk sein.

Etwas weniger teure Spielsachen als Exponate wären aber auch in Ordnung gewesen, zumal „The Fans Strike Back“ eben nicht nur Selbstgebautes, sondern auch offizielles Merchandise präsentiert. Bei dieser Ausstellung ist nicht zu erkennen, woher die Sammler stammen, wie sie sich vereinigt haben, ob sie nur aus Europa kommen, oder ob auch Geeks aus zum Beispiel Indonesien sich beteiligt haben.

Seine Klasse spielt „The Fans Strike Back“ ganz eindeutig in der Fan-Fiction aus. Wenn Kostüme oder Transportmittel nicht rekonstruiert, sondern neukombiniert werden. Das zeigt sich besonders in den Miniaturwelten. Javas, die im Wald von Endor, wo sie nicht hingehören, einen schrottigen AT-AT, den es so in den Filmen nie zu sehen gab, in Einzelteile zerlegen. Ein Stormtrooper, dessen Panzerung sowie Helm Samurai-Verzierungen schmücken. Ein Panel, dessen Actionfiguren die Originalskizzen aus Ralph McQuarries Lichtschwertduell rekonstruieren: Darth Vader als viel kantigerer Ritter, Luke Skywalker als befremdlicher Mensch mit (Gas?-)Maske. Hier werden Grenzen überschritten. Geschichten weitererzählt. Alte Ideen aufgegriffen. Die Saga ins Unendliche ausgebreitet. Das ist das, was „The Fans Strike back“ lohnenswert macht.

Macheete
Macheete
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