Nadine – Lit Up From The Inside

Leuchten von innem heraus: das zweite Album der Ameriama-Band

Diese Band verfügt über einige Talente, zumal nachdem sie mit Neuzugang Ann Tkach (Hazeldine) am Bass neuerdings als Quartett unterwegs ist. Eins davon ist gewiss ihre Fähigkeit, schon mit den Albumtiteln eine Atmosphäre zu kreieren, die zumindest Neugier weckt, wenn nicht gleich der Musik selbst entspricht. Zuletzt schürte „Downtown Saturday“ Assoziationen um schnelle Blicke und schnödes Begehren. Und viele Songs dieses dritten Albums der Americana-Band aus St Louis, Missouri, leuchten in der Tat von innen heraus, drängen quasi aus den Peripherien von Empfinden und Bewusstsein sanft, doch bestimmt ins Zentrum der Wahrnehmung.

Was den emphatischen Tenor Adam Reichmann und seine Mitstreite(in) nicht davon abhält, auch mal extrovertiert über die Stränge zu schlagen, wenn eine ungute Kindheitsreminiszenz ruft („When I Was A Boy“). Und die mystische Highway-Queen „Angela“, die – ein schönes Bild – verloren vom Mondlicht trinkt, explodiert in einem Feedback-infizierten Neil-Young-Gedächtnissolo. Doch ich kann mir nicht helfen: Der Song wäre noch besser, würde sie nicht explodieren, sondern einfach weiter da stehen, stoisch, unnahbar, verloren wie die Zeit, die ihr gleich Wüstensand durch die Hände (ent)gleitet. Nicht alles ist hier bloß rootsig, was ein bisschen danach riecht, wenn Nadine am gegenwärtigen Galopp der Dinge („Losing Track“) ebenso sanft verzweifeln wie am Wegbrechen von Beziehungen („Without A Reply“). „Still Be There“, eine fast ungläubige Liebeserklärung von hinter der Milchglasscheibe, schiebt behutsam Ambient-Akzente in das sonst rustikale Sound-Bild. Dass Reichman nach wie vor auch fast nur im Alleingang bestehen kann, beweist „Every One-Sided Story“, ganz reduziert in latentem Blues-Gospel-Idiom gehalten, mit einer schweren Orgel, die wie zur Andacht ruft.

Und beinahe ganz am Schluss, wenn man im Fade-out eigentlich schon abgeschlossen hat mit dem Song, stößt Reichman halb trotzig, halb selbst überrascht von der eigenen Verwegenheit – noch ein gedehntes „Oh, yeah“ hervor. Einer der schönsten Momente dieser gut 40 Minuten. Da war’s noch einmal, dieses gewisse Leuchten von innen heraus.

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