Napster & die anderen

Über die Jahre brachten sich Metallica durch eine zweifelhafte Personalpolitik und aggressive Wahrung ihrer Rechte immer wieder in Misskredit. Im Folgenden: Eine unvollständige Chronologie der Fragwürdigkeiten sowie einiger Missverstände

Es begann mit dem Bandnamen: Metallica“ entstammt angeblich dem Ideenpool des Metal-anzine-Gründers Ron Quintana. Der fragte Ulrich um Rat. wie er sein geplantes Magazin nennen sollt. „Metallica“ oder „Metal Mania“. Ulrich empfahl Letzteres – und sicherte sich bald darauf die Rechte an Quintanas Alternative.

Die Geschichte u urde nie offiziell bestätigt, gilt aber als eine Art Sündenfall Denn in 27 Jahren Metallica war noch stets Verlass auf Charakter liehe Kragwürdigkeiten und PR Katastrophen. Insbesondere die Personalpolitik geriet ins Visier der Kritik: Die Rauswürfe der Ex Mitglieder Mustaine und McGovney von Hetfield im Interview kommentiert waren wenig stilvoll. Als dann Jason Newsted im Herbst 1986 den verstorbenen Cliff Burton am Bass ersetzte, wurde er zum Opfer eines bizarren Aufnahmerituals Der ehemalige Flotsam & Jetsam-Bassist wurde konsequent ausgegrenzt, es schien fast, als machte man ihn für Burtons Tod verantwortlich. Was Newsted mit stoischer Gelassenheit ertrug. Erst als Hetfield und Ulrich sämtliche Bass-Spuren vom ersten gemeinsamen Album „… And Justice For All“ tilgten, nahm die Verbindung Newsted/Metallica nachhaltig Schaden. Newsted verließ Metallica trotzdem erst 2001 Hetheld hatte ihm musi kalische Nebenprojekte verboten Auch darüber hinaus wurde der Jahrtausendwechsel zur Belastungsprobe Zunächst brachten Metallica ihre Rechtsabteilung wegen mehrerer Urheberechts Verletzungen in Stellung. Doch auf die Anwälte wartete weitere Arbeit. Die Akte Napster dräute – und mit ihr der bislang größte Image-Schaden.

Mit mehr Fingerspitzengefühl kommuniziert, hätten die Anstrengungen Metallicas eine wichtige Diskussion in die richtige Hahn lenken können. Doch die Vorgehensweise der einst dem Untergrund verhafteten Band, deren Ruhm auf der Zirkulation von Bootleg Tapcs und einer rügen lan-Bindung basierte, erschien realitätsfremd und geldgierig. Zunächst waren Metallica dein Internet gegenüber aufgeschlossen. Früh hatten sie eine Webseite, bereits 1096 spielten sie ein im Netz übertragenes Konzert. Kin Soundtrack Beitrag für „Mission Impossible II“. der Song „I Dissapcar“ sollte dann im Jahre 2OOO alles ändern. Ein Jahr zuvor hatte der 19-jährige Shawn Fanning Verhandlungen mit der Plattenindustrie ergebnislos abgebrochen und einen von ihm erfundenen Dienst zur Verbreitung von Musik aus eigener Kraft verfügbar gemacht: Napster. Unmittelbar darauf strengte der Verband der amerikanischen Musikindustrie (RIAA) ein Verfahren gegen Napster an, das dem Online-Dienst vor allem zu seiner Popularität verhalf‘. Emsig bedienten sich Musik-Fans aus aller Welt des Angebots, und bald landete auch besagter Soundtrack-Beitrag dort. Am 13. April 2000erhoben Metallica Klage „Natürlich wissen wir, dass die Zukunft im Internet stattfindet. Doch wir wollen, dass das zu unseren Bedingungen geschieht“, sagte Lars Ulrich. Das Problem war. dass die Klageschrift die Namen von 300000 Napster-Usern, also Metallica-Fans, enthielt. Allerdings war Ulrich zu diesem Schritt aufgefordert worden: Napsters Anwälte hatten Metallica um die Übergabe der Namen gebeten – in der Annahme, dass es technisch zu aufwendig war und die Klage nicht zustande käme. Ulrich verwies hinterher darauf, dass es sich bei Napster mitnichten um eine anarchische Hinterhof-Bude handele. Tatsächlich hatten Anleger 15 Millionen Dollar in die Firma investiert. In gewisser Weise waren Metallica die ersten Leidtragenden eines historischen Versäumnisses der Industrie. Die Art wie sie die Diskussion führten, hinterließ indes verbrannte Erde.

Nachdem es passendere Gelegenheiten gegeben hatte, nahmen viele ausgerechnet „Some Kind Of Monster“ zum Anlass, sich von Metallica abzuwenden dabei ist das Drama ein klarer Karrierehöhepunkt. Kine-Gruppe Millionäre mittleren Alters in der Sackgasse, zwanghaft aneinander gekettet in dem verzweifelten Versuch, den Ur-Mythos des Rock’n’Roll die Band als eingeschworene Gang von Freunden aufrechtzuerhalten. Nicht leicht für Männer in den 40ern. Zumal wenn die gemeinsainejugend nur noch in der Erinnerung existiert, die man wie eine vorsiegte Goldader weiterhin auszuschöpfen versucht. („How can I be lost, if I’ve got no way to go/ Search for seas of gold, how come it’s got so cold“ singt Hetfield in „The Unforgiven III“). Ein Fallbeispiel mit Genre-übergreifender Gültigkeit in einer Zeit, in der erfolgreiche Bands Wirtschaftsunternehmon ähneln. Die sich daraus ergebenden Gräuel, aber auch die unfreiwillige Komik und Absurdität veranschaulichte diese Dokumentation besser, als das „Spinal Tap“ und ähnlichen Bestrebungen je möglich gewesen wäre – denn hier war ja alles wahr.

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