„Peter und der Wolf in Hollywood“: Campino über seinen Ausflug ins Märchengeschäft

Sergei Prokofjews "Peter und der Wolf" ist ein Klassiker - die Kombination aus Märchen und Musik begeistert seit 1936 (nicht nur) Kinder weltweit. Jetzt gibt es eine wunderbare Neuauflage: "Peter und der Wolf in Hollywood" (Deutsche Grammophon, 13.11.) versetzt den kleinen Außenseiter nach Los Angeles, wo er seinen Hippie-Opa besucht und einige Abenteuer bestehen muss. Behutsam hat man neue Klänge integriert, die Geschichte hat bei der Modernisierung ihren Charme nicht verloren - und gelesen wird sie von Toten-Hosen-Sänger Campino.

Hast du gezögert, als das Angebot kam, dich sozusagen als Märchenonkel zu betätigen?

Ich hatte schon die Befürchtung, dass die Leute, wenn ich da loslege, denken: Was macht denn der Campino da? Ich bin ja nicht der klassische Märchenerzähler. Bei der Überlegung, hier mitzumachen, war aber die Kernfrage für mich: Wird der Stoff durch die Modernisierung verletzt oder schafft man es, die Wertigkeit zu erhalten? Und als ich gesehen habe, dass die Geschichte unverletzt blieb, weil die Charaktere so liebevoll gezeichnet sind und die neue Musik genauso liebevoll ausgesucht wurde, wollte ich dabei sein.

Fiel dir der neue Job leicht oder hattest du anfangs Schwierigkeiten?

Ich kam mit der Zeit immer besser rein und habe mich am wohlsten gefühlt, wenn ich verschiedene Stimmen sprechen konnte. Ich bin kein ausgebildeter Sprecher, das ist mir vollkommen bewusst. Aber mit demselben Abenteuergeist, mit dem ich aufgebrochen bin, um in der „Dreigroschenoper“ zu bestehen oder mit Wim Wenders einen Film zu drehen, habe ich das einfach gemacht. Ich habe ja auch oft gut einen aufs Dach gekriegt für alles, was außerhalb der erlaubten Linie, Sänger bei den Toten Hosen zu sein, ist. Ich habe solche Erfahrungen immer als Bereicherung empfunden.

Peter und der Wolf in Hollywood

Wer soll sich von der neuen Geschichte angesprochen fühlen? Dein Sohn wohl eher nicht mehr?

Mein Junge ist elf und hört Dr. Dre und „Straight Outta Compton“. Er findet Body Count und Public Enemy gut, den werde ich mit „Peter und der Wolf“ nicht mehr einfangen. Aber es würde mich freuen, wenn Kids zwischen 3 und 7 durch unsere Version noch mal so ein intensives Hörerlebnis haben können wir wir damals, als wir zum ersten Mal „Peter und der Wolf“ gehört haben. Bei der zusätzlich neu ausgewählten Musik handelt es sich nur um Fragmente, die man aber später wiedererkennen kann, wenn man das Original hört. Das ist ein cooler Einstieg in klassische Musik. Auf eine elegante Art, ohne mit dem Finger zu zeigen oder „pädagogisch wertvoll“ zu sein im schlechten Sinn.

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Hast du die anderen Hosen gefragt, was sie davon halten?

Klar. Wir sprechen immer alles ab. Doch niemand würde mir da Steine in den Weg legen. Die Jungs würden nur abraten, wenn sie große Bedenken hätten.

Aber solltest du jetzt nicht eigentlich schon an Texten fürs nächste Album arbeiten? Oder macht Ihr noch Pause?

Wir hatten ja gar keine richtige Pause! Man macht Pläne, aber dann muss man auch in der Lage sein, die umzustoßen, wenn es gute Gründe dafür gibt – wie das Projekt über die „Entartete Musik“ oder dieses Hörbuch. Wenn diese beiden Abenteuer überstanden sind, müssen wir uns langsam wieder auf neues Material konzentrieren. Wir sind leider nicht in der Lage wie andere Talente, zwei, drei Dinge gleichzeitig zu machen. Wir brauchen Langeweile, um uns aufs Schreiben konzentrieren zu können. Aber vielleicht fallen uns all diese Nebenprojekte ja auch nur ein, damit wir nicht ins Studio müssen?

Wie weit seid Ihr denn?

Wir treffen uns regelmäßig, proben und suchen nach Ideen. Aber das ist noch nicht zielgerichtet und bisher auch noch ohne Druck.

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