Phil Collins

Kaum stand das neue Album im Laden, gab’s auch schon wieder das unvermeidliche Platin dafür. Aber nicht nur aus diesem Grund geht’s dem 45jährigen Hitfabrikanten prächtig zur Zeit: Lebt mit Freundin Orianne (24) am Genfer See, fährt Motorboot und freut sich des Lebens und der Liebe. Und, man will es kaum glauben: Sogar die Haare wachsen wieder.

„Dance Into The Light“ ist sicher kein revolutionärer Wurf, aber es klingt wie das Album einer runderneuerten, glücklichen Person.

Vielen Dank. War ausgesprochen nett, sich mit Dir zu unterhalten.

Spiegeln alle Platten Deinen jeweiligen Seelenzustand wider?

Das läßt sich wohl nicht vermeiden. Als ich mein letztes Album „Both Sides“ aufnahm, war ich nun mal in einer reichlich desperaten Phase meines Lebens. Ich stand vor der Scheidung…

War die Trennung von Deiner Frau zu dem Zeitpunkt denn bereits beschlossene Sache?

Äh, ja. Ich möchte da nicht ins Detail gehen, aber während der US-Tour mit Genesis traf ich eine alte Freundin aus der Schulzeit. Wir hatten beide noch etwas zu erledigen, und wir haben es erledigt (Auf deutsch: Er hat sie flachgelegt die Red.) Meine Frau Jill und ich haben das zwar noch irgendwie verkraftet, aber das Verhältnis war nicht mehr dasselbe zwischen uns. Dank der englischen Presse ist das ja alles kein Geheimnis mehr.

Und dann kam Orianne. Warst Du genervt, als sich die Presse auch auf diese Geschichte stürzte?

Klar ist das beschissen. Wenn es um das Privatleben geht selbst wenn man eine Art öffentliches Eigentum ist -, kommt irgendwann der Punkt, an dem die Medien aufhören sollten, in den Mülltonnen zu wühlen. Ich befürchte, die Journalisten sind schon derart konditioniert, in der Scheiße zu wühlen, daß sie sie überhaupt nicht riechen. Hier geht es um Menschen! Perverserweise wollen die gleichen Leute, die geschrieben haben: „Unglaublich! Er ist 45 – sie erst 23“ jetzt Schmonzetten darüber machen, wie glücklich wir beiden sind. Fuck you.

Also ist es auch eine Ente, daß Deine Haare wieder wachsen, seit Du mit Orianne zusammenlebst?

Sie schneidet mir immer die Haare und schwört, daß sie auf dem Hinterkopf wieder wachsen. Außerdem esse ich in jüngster Zeit viel Ingwer und nehme Ginseng. All das habe ich in einem Interview mal beiläufig erwähnt Am nächsten Tag hieß es prompt: „Ingwer und Liebe lassen Phils Haar sprießen“. Am übernächsten: „Dummkopf Phil denkt, Ingwer hilft gegen Glatze“. Du machst einen Scherz, und für immer ist es in Stein gemeißelt.

Was, außer steuerlichen Gründen, hat Dich nach Genf gebracht?

Nach der letzten Tour habe ich dort erstmal sechs Monate abgeschaltet. Alle meine Freunde prophezeiten, ich würde ein halbes Jahr Faulenzen nie durchhalten, aber es war so toll, daß ich jetzt nicht genug kriegen kann. Ich habe den Boot-Führerschein gemacht und gelernt, wie man die Seele baumeln läßt Nichtsdestotrotz geht es in einem Song wie Just Another Story“ wieder mal um soziale Themen, die man von Dir hinlänglich kennt..

Ist es denn verboten, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, bloß weil ich Phil Collins bin? Ich weiß, daß viele Schlaumeier behaupten: „Was weiß der Collins denn über Armut, Drogen, Obdachlosigkeit und die Gewalt in Familien?“ Aber trotz meiner Millionen sind das Dinge, die mich bewegen: die Menschen da draußen! Jetzt sitzen wir hier in einem riesigen Zimmer in einem 5-Sterne-Hotel, aber das ist nicht unbedingt die Art, wie ich mir mein Leben vorstelle. Ich habe nur ein Auto, ein Boot und ein Haus, und das gehört mir nicht mal. Wenn es an der Haustür klingelt, mache ich selber auf. Ich habe das schon oft gesagt: Ich bin bloß Phil. Und vermutlich deshalb so erfolgreich, weil die Leute denken: „Phil, das ist ja einer von uns….“

Die Leute können offensichtlich nachvollziehen, was ich auf dem Herzen singe. Obwohl ich letztlich auch nicht sagen kann, warum die Leute mich so gerne hören. Ich stelle immer wieder fest, daß ich mich für etwas rechtfertigen muß, wozu ich gar nichts kann – nämlich den Erfolg. Gestern nannte mich ein Kollege von Dir den „Mc-Donald der Pop-Musik“. So was höre ich nicht gerne, denn bei McDonald’s schmeckt es mir überhaupt nicht (Er schneidet sich noch eine dicke Scheibe Ingwer ab).

Aber ich sollte mich nicht so über die Kritiker aufregen. Auf eine Person, der meine Musik auf den Keks geht, kommen vermutlich zehn, die sie gerne hören. Und übrigens: Ich mag meine Musik auch ganz gern.

Wenn Genesis nächstes Jahr wieder auf Tour gehen – geht dann vielleicht der Solo-Künstler Phil Collins mit?

Was bist Du denn für einer? Ein Perverser? Also, ich schließe gar nicht aus, mit Tony und Mike in Zukunft weiter zusammenarbeiten. Schließlich liebe ich die beiden. Ich bin stolz auf einen Teil unserer Vergangenheit, wenn auch nicht auf alles, denn es war reichlich Schrott dabei. Demnächst arbeite ich ja ohnehin wieder mit den beiden zusammen – für dieses Box-Set von Genesis, das eigentlich Weihnachten hätte herauskommen sollen, nun aber im Frühjahr erscheint Überhaupt: Wenn jemand kommt und mich nett fragt, ob ich nicht mitspielen möchte, bin ich so ziemlich der letzte, der nein sagt. Schlagzeug spiel ich so ziemlich mit jedem.

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