Popcorn und Problemfilm

Was Biografie und Attitüde betrifft, ähneln sich Bushido und Sibel Kekilli vielleicht – ihre aktuellen Kinoprojekte könnten nicht unterschiedlicher sein. „Zeiten ändern Dich“, die eben gestartete Verfilmung der Rapper-Memoiren (Buchauflage über 200 000 Exemplare), gehört zu den größten Quartalshoffnungen der Constantin Film: „Baader Meinhof Komplex“-Regisseur Uli Edel inszenierte mit dem halben deutschen Schauspielerlexikon (Moritz Bleibtreu, Hannelore Eisner, Uwe Ochsenknecht) und Filmdebütant Bushido selbst ein Multiplex-Drama mit Lichtblitzen und HipHop-Pathos (Rezension siehe Seite 91). In den Box-Office-Top-Ten 2010 ist schon ein Platz reserviert.

Kekillis deutsches Kinocomeback – nach türkischen und finnischen Produktionen, TV-Rollen wie in Dieter Wedels „Gier“ – ist im Vergleich harte Kost. In „Die Fremde“ (Start 11. März) spielt sie die Türkin Umay, die derart unter ihrem gewalttätigen Ehemann leidet, dass sie mitsamt dem kleinen Sohn bei ihrer Familie in Deutschland Unterschlupf sucht. Der Traum vom entspannt-selbstbestimmten Leben platzt bald: Weil sie durch ihre Flucht die Ehre des Clans beschmutzt haben soll, wird sie von den Eltern verstoßen – und muss um ihr Leben fürchten. Regisseurin Feo Aladag gelingt das Kunststück, eine Beispielgeschichte zum Gesellschaftsproblem Ehrenmord zu erzählen, ohne die Figuren zu moralischen Knallchargen zu machen. Und bevor das nun zu anstrengend klingt: Der grandiosen Sibel zuzuschauen, wie sie knapp zwei Stunden lang durch Zeter und Mordio gleitet, ist ein unfassbares Erlebnis.

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