Produzent Gordon Raphael wäre mal fast bei Nirvana eingestiegen, kreierte den lakonischen Strokes-Sound und beaufsichtigte auch das zweite Album

Dass Gordon Raphael, der bis zu seiner Zusammenarbeit mit den Strokes nur Demos und Low-Budget-Singles aufs Band gebracht hatte, nach Js This It‘ kein Starproduzent geworden ist, ist aus der Perspektive der Strokes unbedingt ein Pluspunkt: Wer bei Julian Casablancas und seinen Kumpanen mit machen will, darf in seinem Zuständigkeitsbereich der Band nicht großartig voraus sein, da jede Ungleichzeitigkeit die freie kreative Entwicklung der Band gefährdet Aber auch ohne die Strokes ist Raphael ein Mann mit interessanter Biografie. Als eine ArtFbrrest Gump der Rockmusik hat der Zufallsproduzent in Seattle Demos von Green River (später Pearl Jam, Mudhoney) und Soundgarden produziert, wate in New York fast bei Nirvana eingestiegen und hat nun mit Shoplifter Records ein (bislang nur im UK agierendes) Label gegründet, das die nächste Generation britischer und amerikanischer Rock’n’Roll-Bands an den Start bringen will. Und dann ist da noch die kuriose Verbindung nach Berlin, Kreuzberg.

Das jetzt nach London verlegte Studio, in dem du „Is This It“ auf genommen hast, trägt den Namen „Transporterraum“. Ein ziemlicher deutscher Name.

1998 kamen zwei Typen namens Moses Schneider und Ben Lauber in mein Studio in New York und baten mich, ihnen bei den Aufnahmen für ein paar Vocals zu helfen. Du kennst sie vermutlich: Sie haben in Deutschland am Soundtrack für „Lola rennt“ mitgewirkt und auch ansonsten ziemlich viel produziert. Wir haben uns sehr gut verstanden, und bei einem Besuch in ihrem Berliner „Transporterraum“-Studio haben die beiden mir dann altes Equipment überlassen. So konnte ich den New Yorker „Transporterraum“ eröffnen. Ein Jahr später kamen die Strokes dann zu mir, um ein Demo zu machen…

Als man hörte, die Strokes würden für das zweite Album mit Nigel Godrich ins Studio gehen, klang das wie eine logische Konsequenz aus dem Erfolg des Debüts. Hattest du damit gerechnet, ein weiteres Mal gefragt zu werden?

Ich besuchte Julian Ende 2002 in New York, wo er mir Aufnahmen von den neuen Songs vorspielte. Er hat mir dann eröffnet, dass die Band einen Test mit Nigel Godrich machen wolle, und ich dachte: „Das war’s.“ Ich lebte inzwischen in London, hatte meine eigene Band und mein eigenes Label und also genug um die Ohren – ich war mir sicher, das es mit mir und den Strokes vorbei war und konnte auch damit leben. Als Julian mich dann doch anrief und mir erzählte, dass die Tests mit Godrich fehlgeschlagen waren, war ich sehr überrascht.

Klingt, als würde sich die Geschichte wiederholen – bevor du den Zuschlag für das erste Album bekamst, hatten die Strokes ja auch mit Gil Norton einen erfolgreichen Produzenten versucht – und waren gescheitert.

Julian hat mich damals zum Abendessen eingeladen und mir gesagt, dass alle die „Modern Age“-EP ganz toll fanden, die Plattenfirma für das Album aber einen richtigen Produzenten versuchen wolle – ich hatte bis dahin ja noch nicht eine einzige Platte Verkauft Julian wollte von mir, dass ich ihm sage, dass ich besser sei als Gil Norton, dann würde ich den Zuschlag für die Platte bekommen. Ich konnte das natürlich nicht sagen, und als wir uns verabschiedeten, dachte ich, scheiße, jetzt habe ich mit einem kleinen bisschen Ehrlichkeit meine Karriere ruiniert. Aber ein paar Wochen später saßen wir im Studio und machten „Is This It“.

War es schwierig, „Room On Fire zu machen?

Extrem schwierig. Julian hatte eine klare Vision für das Album: Er wollte die Formel des Debüts beibehalten, sie aber gleichzeitig auf allen Ebenen höher hinaus tragen. Besseres Songwriting, besseres Handwerk, bessere Produktion. Das erwies sich als problematisch, da die Band sich sehr unter Druck setzte, um die erste Platte nicht stumpf zu wiederholen und stattdessen etwas zu schaffen; in das sich die Leute verlieben würden. Wir haben drei Monate lang jede Nacht bis zum Frühstück geschuftet.

Zum Schluss noch den Klatsch: Es heißt, du seist mal fast bei Nirvana eingestiegen.

Das stimmt. Ich war damals von Hollywood nach New York gezogen und sah Nirvana in dem klitzekleinen Pyramid-Club. Sie standen vor ihrer ersten Europa-Tour, und Cobain bat mich, als zweiter Gitarrist in seine Band einzusteigen. Ich habe abgelehnt, weil ich mich um meine eigenen Sachen kümmern wollte.

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