Pussy Riot: Putins Alptraumtöchter weiter in Haft

Die Punk-Guerilla Pussy Riot mischt Moskau auf und provoziert die Regierung. Nun wurde die Untersuchungshaft der drei jungen Frauen bis Januar 2013 verlängert, ihnen drohen sieben Jahre Gefängnis wegen "Rowdytum". Moritz Gathmann hat sich mit der Geschichte der Band, an diesem Ort, an dem Kunst noch Gefahr bedeutet, auseinandergesetzt.

Am vergangenen Freitag entschied ein Moskauer Gericht, dass die Musikerinnen von Pussy Riot weiter in Untersuchungshaft bleiben müssen, bis Mitte Januar 2013. Gegen sie läuft eine Anklage wegen „Rowdytum“,nachdem sie im Februar, kurz vor den Präsidentschaftswahlen, die Kanzel einer Moskauer Kirche gestürmt hatten und ein „Punk-Gebet“ gegen Wladimir Putin aufgeführt hatten. Ihnen drohen nun sieben Jahre Haft.

International formiert sich immer mehr Widerstand gegen den Umgang mit den Bandmitgliedern. Amnesty International hat die drei Musikerinnen als politische Gefangene anerkannt, verschiedene Politiker äußerten bereits ihre Kritik, wie auch Musikerkollegen. „Bitte zeigt den inhaftierten Mitgliedern der Band Pussy Riot eure Unterstützung, auch wenn ihr kein Fan ihrer Musik seid, bin ich mir sicher, dass ihr alle Fan von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung seid“ twitterte gestern Alex Kapranos von Franz Ferdinand. „Jeder Machthaber, der angibt ein Fan von den Beatles und John Lennon zu sein, und dann gleichzeitig versucht Musiker, die ihre politischen Ansichten äußern, einzusperren gehört zu der schlimmsten Sorte von Heuchlern: zu der gefährlichen Art.“ Die Red Hot Chili Peppers riefen bei ihrem Konzert in Moskau zur Unterstützung der Inhaftierten auf und präsentierten einen Brief, den sie an die Inhaftierten gecshrieben haben: „Nadya and Katya und Masha wir lieben euch, wir lieben es, euch zu unterstützen und sind hier um euch zu helfen.“

Moritz Gathmann hat sich in der Mai-Ausgabe des ROLLING STONES mit der Geschichte der Band, an diesem Ort, an dem Kunst offensichtlich noch Gefahr bedeutet, auseinandergesetzt:

Es ist das raue Gesicht des uniformierten Saaldieners, an diesem Tag Ende März in einem Gerichtsgebäude im Nordosten Moskaus, die ernste Miene der Richterin, die nervös trommelnden Finger des Vaters der Angeklagten. Und nicht zuletzt sind es die Gitterstäbe vor dem Gesicht von Jekaterina Samuzewitsch, die sagen: Der Spaß ist vorbei. „Der Patriarch glaubt an Putin. Der Schweinehund sollte lieber an Gott glauben“, haben die Aktivistinnen der Rockband Pussy Riot in die Welt geschrien, kurz vor den Präsidentschaftswahlen Anfang März, beim Guerilla-Auftritt in der bedeutendsten Kathedrale Russlands. Es war ihr vorerst letzter Auftritt. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die feministischen Rebellinnen Anklage „wegen Hooliganismus“ erhoben. Drei von ihnen, darunter die 28-jährige Samuzewitsch, sitzen in Untersuchungshaft, nach den anderen wird russlandweit gefahndet. In diesen Tagen beginnt der Prozess, und im schlimmsten Fall wandern die Frauen für sieben Jahre ins Gefängnis. Lästerparolen und Punkrock – eine echte Gefahr für Putin?

„Das ist der zweite große politische Prozess nach dem Fall Chodorkowski“, tönt auf dem engen Moskauer Gerichtsflur an diesem Tag Pjotr Wersilow, der Mann der Pussy-Riot-Aktivistin Nadja Tolokonnikowa. Die Hemdsärmel hat er hochgekrempelt, mit verschränkten Armen steht er vor den Kameras von RTL, ukrainischen und russischen Sendern. Manieriert redet er, schüttet Spott über das Gericht, Putin, das System aus. Der Habitus hat etwas vom überselbstbewussten Andreas Baader des Jahres 1975 gegenüber dem Gericht Stuttgart-Stammheim.

Der schmächtige Wersilow, Mitte 20, ist so etwas wie der Pressesprecher von Pussy Riot, seit seine Frau und die zwei anderen in Haft gegangen sind und der Rest der Gruppe untergetaucht ist. „Keinen einzigen Funken“ eines strafrechtlich relevanten Tatbestands gebe es in dieser Sache, beteuert er. Nein, der wahre Grund sei, dass der abergläubische Putin Angst bekommen habe. „Pussy Riot hat die Mutter Gottes angebetet, an die sich die russischen Menschen traditionell wenden, wenn sie von jemandem befreit werden wollen“, sagt Wersilow und lächelt. „Und nun fürchtet er, dass andere das nachmachen werden.“

Wersilow ist ein alter Bekannter aus der Moskauer Aktionskunst: Mit seiner Frau Nadja Tolokonnikowa war er Gründungsmitglied der Künstlergruppe Woin (Krieg), die seit 2008 mit ihren Aktionen Moskau aufmischen. Vor der letzten Wahl etwa hatten seine hochschwangere Frau und er Sex im Moskauer Biologischen Museum, hinterher auch andere Woina-Pärchen, die Aktion hieß „Ficken für einen Nachfolger des Bärchens“, ein Wortspiel über Dmitri Medwedew: Medwed heißt auf Russisch Bär.

Ohne Woina – keine Pussy Riot. Woina etablierte die Idee, dass Kunst nur politisch sein kann und unbedingt aus den Museen raus auf die Straßen muss: mehr Provokation, mehr Rummel, mehr Nutzen. Pussy Riot wiederholen nun den Weg der selbst ernannten Krieger. Es ist das Prinzip des kleinen Jungen (dem Künstler), der seinen älteren Bruder (den Staat) im Sandkasten ärgert. Immer und immer wieder. Bis er die Geduld verliert und ausrastet.

So lief es bei Woina: keine Reaktion auf die Vögel-Aktion im Museum. Schweigen, als sie einen Totenkopf auf das Moskauer Weiße Haus projizierten, auch das demonstrative (gefakete) Hängen von drei Gastarbeitern und zwei Homosexuellen in einem Baumarkt blieb folgenlos. Mit jeder Aktion wuchs der Ruhm der Aktivisten, der Staat ließ die Provokationen geschehen. In künstlerischer Verzweiflung warfen die Woina-Leute schließlich in Sankt Petersburg ein paar Polizeiautos um, als Revolte gegen den Polizeistaat – und bekamen, was sie gesucht hatten: eine Anzeige wegen Hooliganismus.

Und während Mitte März in einer Moskauer Buchhandlung das erste wissenschaftliche Buch über das Phänomen Woina präsentiert wurde – als Stargast dabei natürlich Pjotr Wersilow –, jagte die russische Polizei die übrigen Mitglieder von Pussy Riot.

Die aktive Bandgeschichte dauerte nur ein paar Monate: Vergangenen Sommer sammelte sich um die ehemalige Philosophiestudentin Tolokonnikowa eine Gruppe junger Frauen, die meisten Mitte 20. Sie verschrieben sich dem militanten Feminismus, nähten auf ihre Flagge das Venus-Symbol – mit einer geballten Faust im Spiegel. Mit dem ersten Song „Befreie den Pflasterstein“ starteten sie im Oktober ihren Act: In bunten Klamotten, die Gesichter unter roten, gelben und grünen Häkelsturmhauben versteckt, suchten sie möglichst belebte Orte auf, brüllten, von E-Gitarren und mobilen Verstärkern begleitet, ein paar Minuten ihre Botschaft in die Welt.

Und abends stand der Song als Video im Netz.

Auf einem Baugerüst in der Moskauer Metro schrien sie ein paar Wochen vor den Parlamentswahlen: „Ägyptische Luft ist gut für die Lungen/ Mach den Tahrir auf dem Roten Platz/ Verbring einen wilden Tag mit starken Frauen/ Such auf dem Balkon nach einer Brechstange, befreie den Pflasterstein.“ Journalisten und Blogger feierten den Sponti-Stil der neuen Girlgroup. Dem Rest der Gesellschaft war sie egal.

Nächster Akt: der Song „Tod dem Gefängnis, Freiheit dem Protest“ auf dem Dach einer Gefangenensammelstelle in Moskau. Die Aktion blieb ungestraft, ebenso wie die Performance des Songs „Aufstand in Russland – Putin hat sich in die Hose gepisst“ auf dem Roten Platz, ein paar Meter vor den Mauern des Kremls. Der Sicherheitsdienst nahm die Teilnehmerinnen zwar vorläufig fest, ließ sie dann aber wieder laufen. Dann das vorläufige Finale: Der Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale im Zentrum Moskaus.

Keine zwei Wochen sind es mehr bis zu den Wahlen, bei denen Wladimir Putin sich zum dritten Mal zum Präsidenten wählen lassen wird. Das Land hat die größten Demonstrationen seit den 90er-Jahren erlebt, allerdings: Von „Tahrir-Platz“ war auf den friedlichen Demos von Anfang an nicht viel zu spüren, und zu diesem Zeitpunkt ist die Luft  raus. Alle Umfragen zeigen, dass Putin siegen wird.

Da taucht am Abend des 21. Februar auf YouTube das Video des „Punkgebetes“ auf: Vier junge Frauen stehen da im Pussy-Riot-Dress auf dem Altar vor der Ikonostase. „Schwarzer Priesterrock, goldene Schulterstücke, der Chef des KGB ist ihr wichtigster Heiliger“, brüllen sie, und dann den Refrain: „Scheiße, Scheiße, Gottesscheiße!“ Aufgeregt rennen ältere Frauen in Kopftüchern und Kirchendiener um den Altar herum und versuchen, die jungen Frauen zu stoppen. Und zwischendurch, ganz ohne Begleitung von E-Gitarren und Schlagzeug, imitieren die vier orthodoxe Gesänge: „Mutter Gottes, verjag Putin!“, erklingt es, dazu fallen sie auf die Knie und bekreuzigen sich. Der Clip sammelt in kürzester Zeit über eine Million Abrufe.

„Unsere Aktion hat sich gegen all die gerichtet, die den wahren Glauben verzerren. Wir wollten zeigen, dass das hier eine Heuchler-Kathedrale ist“, erklären die jungen Frauen später. Aber mit dieser Provokation sind sie einen Schritt zu weit gegangen. „Sie haben die Gesellschaft entlang archaischer Bruchstellen gespalten“, urteilt selbst die Netzzeitung Gazeta.ru, Sprachrohr der liberalen Öffentlichkeit: „Offenbar geht es um das Überleben der wichtigsten Werte der christlichen Kultur in dem Moment, wo sie auf die städtische, europäische Kultur trifft.“

Die jungen Frauen haben böse Geister geweckt: Nationalisten, Sektierer und sonstige Radikalinskis schwören Rache. Die Familien der Aktivistinnen bekommen Anrufe, in denen ihnen mit „christlichem Dschihad“ gedroht wird, im Internet werden die jungen Frauen als Jüdinnen und Gotteslästerer beschimpft – sie zu erschießen, gehört noch zu den humaneren Forderungen. Zwar tut ein wichtiger Geistlicher den Auftritt zunächst als eine Art Karnevalsscherz ab. Aber der offizielle Sprecher der orthodoxen Kirche, Wsewolod Tschaplin, zitiert in seinem Blog den biblischen Römerbrief („Denn der Tod ist der Sünde Sold“) und ruft zur strafrechtlichen Verfolgung der Täterinnen auf: „Wir können und werden nicht in einem Staat leben, in dem solche Streiche möglich sind.“

Tatsächlich schreibt die Staatsanwaltschaft die Frauen fünf Tage nach der Tat zur Fahndung aus. Putin verurteilt die Tat (über seinen Pressesprecher), der Patriarch schimpft: „Der Teufel hat sich über uns lustig gemacht!“ Josef Kobson, der Heino der russischen Pop-Musik, vergleicht Pussy Riot gar mit den islamistischen Terroristinnen, die vor einigen Jahren das Theater „Nord-Ost“ besetzt hatten: „Das sind arme Mädels, die irgendein Schuft organisiert und bezahlt hat.“ Nur eine liberale Minderheit verteidigt Pussy Riot. Auf Facebook und Freepussyriot.org wird für die Befreiung getrommelt, und die Woina-Gruppe verurteilt die Verhaftungen selbstredend als „böse Tat des russischen Mafia-Staates“, der „bereit ist, alle, die gegen ihn sind, ins Gefängnis zu stecken“. Aber das Gefühl, dass die Aktivistinnen genau wussten, worauf diese maximal mögliche Provokation hinausläuft, macht es selbst Kritikern Putins und der Orthodoxie schwer, Sympathie zu bekunden.

Die Meinungsforscher des Lewada-Zentrums bestätigen das Ende März: Fast 50 Prozent der Russen sind für eine Haftstrafe, 35 Prozent glauben, dass ein Schuldspruch zu weit gehe, und nur neun Prozent sind gegen eine Strafverfolgung.

Wollten die Frauen von Pussy Riot zu viel auf einmal? Was wollte die Gruppe überhaupt? Es ist nicht leicht, das herauszufinden.

Nach den Verhaftungen ist die Gruppe untergetaucht. Kommunikation läuft, wenn überhaupt, nur noch über eine E-Mail-Adresse oder über Twitter. „Einige unserer Aktivistinnen werden jetzt von allen Ermittlungsbehörden des Landes gejagt. Das Parlament, Putin und sogar der Außenminister kommentieren ständig, was für schlimme Gotteslästerinnen wir sind. Treffen sind im Zusammenhang mit dieser Jagd äußerst erschwert“, schreiben sie.

Aus den vielen Interviews und Internet-Postings, die Serafima, Tjurja, Schumacher, Garadscha (und unter welchen Künstlernamen sie noch auftraten) besonders vor den Verhaftungen eifrig gaben, lässt sich aber ihr Weltbild zusammenwürfeln. Es wimmelt darin von Verweisen: hier ein wenig Slavoj Žižek, dort ein bisschen Judith Butler, Vera Sassulitsch, die russische Revolutionärin aus dem 19. Jahrhundert, die englische Suffragette Emmeline Pankhurst. Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin sind auch dabei. „Wenn du heute schweigst, bedeutet das, dass du einverstanden bist“, heißt es in einem Interview. „Du bist kein Gegner, aber du schließt dich denen an, die nicht sprechen, die lieber schweigen.“ Auch von musikalischen Vorbildern ist die Rede: Nina Hagen, verschiedenen Oi!-Punk-Bands, die Riot Grrrls Bikini Kill.

Die Mitglieder zeigen ihre Überlegenheit gerne mit intellektuellem Pathos: Maria Alechina berichtet aus der Untersuchungshaft, dass sie versuche, ihre Zellennachbarin mit Foucault-Zitaten aufzuheitern, allerdings erfolglos. Und viele Äußerungen haben etwas Sektiererisches: Der Feminismus sei eine „lange Kulturarbeit“, das Geschlecht eines Bürgers solle nicht in seinem Pass stehen, überhaupt werde der Geschlechtsverkehr völlig überbewertet. Auch die Männer wollen Pussy Riot gerne aus ihrer „emotionalen Verklemmtheit“ befreien. Alles Verhasste fließt jedoch zusammen in der Person des „Sexisten Wladimir Putin“, dessen Sturz sie zur vornehmlichsten Aufgabe erklären.

Pussy Riots Feminismus mit der Brechstange stößt aber auch in russischen Feministenkreisen auf Widerstand: „,Töte einen Sexisten‘ (der Titel des ersten Pussy-Riot-Albums, d. Red.) ist ein direkter Aufruf zur Gewalt. Die Mehrheit der Menschen weiß überhaupt nicht, was Sexismus ist, es klingt für sie sinnlos“, kritisiert die bekannte Feministin Nadja Plungjan.

Jekaterinas Vater heißt Stanislaw Samuzewitsch, „Stanislaw Olegowitsch“, wie er sagt: In seiner Generation kommt niemand ohne Vatersnamen aus. 71 Jahre, Moskauer Intelligenzija, in seiner Bundfaltenhose und mit dem graumelierten Haar ginge der Ingenieur glatt als englischer Aristokrat durch. Die junge Frau, die nun im Untersuchungsgefängnis 6 sitzt und mit ziemlich selbstbewusster Miene vom grünlich schimmernden Bildschirm in den Gerichtssaal blick, hat bis zuletzt bei ihm gewohnt.

„Sie ist studierte Elektroingenieurin, hat in einem Rüstungsbetrieb gearbeitet, dann als Webdesignerin“, erzählt er. Dann habe sie „diese Mädels“ kennengelernt. Er habe nichts gegen sie gehabt, sagt Stanislaw Olegowitsch. Aber mit seiner Tochter habe er viel gestritten über ihre neuen feministischen Ideen. „Sie hat mich als alten Dinosaurier dargestellt, und ich habe ihr gesagt, dass der Feminismus nur aus dem Westen importiert ist. Russland ist ein weibliches Land – wir brauchen den Kram nicht!“ Von Pussy Riot, von den Liedern, von der Verhaftung seiner Tochter erfuhr Stanislaw Olegowitsch aus dem Fernsehen. „Ich glaube, dass sie benutzt wurden. Sie sind nur Bauern in irgendeinem Spiel.“

Spät abends dann, nach viel Hin und Her, meldet sich doch noch eine Aktivistin. „Kikimora“ hat sie sich auf Skype genannt, zeigen will sie sich nicht – „Vorsichtsmaßnahme“. Die Stimme ist so manipuliert, als hätte sie Helium inhaliert. Kikimora legt Denkpausen ein, bevor sie antwortet, klingt gar nicht nach Radauschwester. Nein, sie hätten die Gefühle der Gläubigen nicht verletzen wollen, sagt sie. Und nein, sie hätten sich vor dem Auftritt auch keine Gedanken darüber gemacht, dass es mit Verhaftungen enden könnte, mit staatlicher Hatz. „Aber das zeigt, dass wir in einer ultrakonservativen Gesellschaft leben“, erklärt sie. „Das ist doch Hexenjagd, wie zu Zeiten der Inquisition.“ Und dann kündigt Kikimora noch an, dass das hier nicht das Ende von Pussy Riot bedeute. „Wir planen gerade die nächste Aktion. Nur wenn wir zu dem Schluss kommen, dass sie den Inhaftierten schadet, warten wir noch.“

Im Gerichtssaal 315 des Moskauer Stadtgerichts hat die Richterin die Beschwerde gegen die Untersuchungshaft abgelehnt, wie erwartet. Während die Journalisten den Raum verlassen, steht Stanislaw Olegowitsch vor dem Bildschirm und macht seiner Tochter Zeichen: „Ich hab dir einen Brief geschrieben“, murmelt er. Sie lächelt, zuckt mit den Schultern. „Sie kann Sie nicht hören“, erklärt der Saaldiener.

Als Letzter verlässt Pjotr Wersilow den Raum, lächelt die Gefangene an, hebt den rechten Arm und macht die Faust dazu. Baader halt. Dabei hat er heimlich noch ein Foto von ihr gemacht, gelblich wie der Bildschirm, Jekaterina Samuzewitsch hinter Gittern. Für den Blog.

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