RADIOHEAD

Im Vorprogramm: der kleine Neil Hannon und die große Divine Comedy, wie immer nur die Ahnung des einzigartig pompösen, orchestralen Wunderwerks, das auf Englands Bühnen gestemmt wird. Hier spielt nur die kleine Lage. In Deutschland ist,“A Short Album About Lore“ gar nicht veröffentlicht worden – trotzdem Beifall. Das eine Album immerhin, „Casanova“, ist nicht unbemerkt geblieben. „Through A Long And Sleepless Night“, „Tonight We Fly“, „The Frog Princess“: eine Andeutung von Glamour unter Gebrabbel.

Selbstverständlich ist das Konzert ausverkauft, denn – wir wiederholen es gern – die Band der Stunde wollte kein Bescheidwisser verpassen. „Fitter, Happier“ präludiert dem Auftritt, und Thom Yorke, der freundliche Irre, ist auch wirklich da. „I feel my luck could change“, singt er im majestätischen „Lucky“, und dann rockt die Band zuviel „The Bends“, unterbrochen nur von der hypnotischen, von Yorke zart gespielten „Exit Music (For A Film)“. Das Licht auf der Bühne wird immer blauer und unheimlicher.

Übrigens, Nörgler! An den von Authentizitätstrotteln gefurcheteten „Reglern“ wird hier nicht geschoben. Ein einziges Keyboard, sparsam bedient, unterstützt den Sound. Denn Radiohead bleiben auch eine Stadion-Band, und das wunderbar verzweifelte „Creep“ ihr wirkungsvollster Song. Aber „Paranoid Android“, „No Surprises und „Airbag“ verbreiten Magie und Schwerelosigkeit, und als die Verstärker geheimnisvoll brummen, hat der sonst stumme Yorke einen unvergeßlichen Auftritt: Er kündigt die Landung eines Flugzeugs an und simuliert es dann, mit ausgebreiteten Armen torkelnd, gleich selbst Und das Brummen verstummt Zeichen und Wunder.

Radiohead sind nicht der brennende Dornbusch. Doch es strahlt ein Licht, das niemals ausgeht. Zu den Sternen!

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