Radiohead über Zukunftspläne und den Klimagipfel in Kopenhagen

Ed O'Brien schreibt sich in einen Wutrausch, Thom Yorke zeigt Resignation: Während des Weltklimagipfels in Kopenhagen bot der Blog der Band Radiohead interessantes Lesefutter. Und: Im Januar geht's ins Studio.

Wie schon in der vergangenen Woche berichtet, war Thom Yorke auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen unterwegs – als akkreditiertes Pressemitglied. Während der Konferenz und kurz darauf, versorgte er den Radiohead-Blog „Dead Air Space“ mit seinen Eindrücken und Gedanken. Interessant ist vor allem der Sturz von vorsichtigem Enthusiasmus zu Resignation und Wut. So schrieb er an seinem Ankunftag: „Ich bin hier hin gekommen, um in all diesen Reden und Gesprächen vielleicht ein wenig Hoffnung zu finden. Für unsere Kinder und Kindeskinder. Und, gab es Hoffnung? Gestern wirkte es so.“

Schon einen Tag später sah für ihn die Sache anders aus. Amerikas Haltung sei „frustrierend“ wie überhaupt das „Geschacher darum, wer denn nun wie viel reduzieren müsste.“ Sehr treffend ist seine Beschreibung der Atmosphäre vor Ort: „Die Atmosphäre hier ist erschreckend. Die Anzugträger scheinen mit der Frage beschäftigt zu sein, wie sie es drehen können, damit das ganze hier noch irgendwie positiv wirkt.“ Yorke weiter: „Ehrlich gesagt: Die NGOs rauszuschmeißen, war eine absolute Schande.“

Am Freitag dann die resignierte Feststellung: „Ich glaube, ich habe genug von all dem Zynismus, dem Politgeschacher, dem Gesicht- und Haltungwahren hier.“ Das alles sei „so verrückt“ und „viel viel zu spät.“ Yorke fühlte sich „traumatisiert von dieser Erfahrung“. Sein trauriges Fazit: „Ich empört darüber, wie die Dinge hier geendet sind. Wenn ihr morgen lest, dass ein Deal gemacht wurde, denkt daran, dass es nur das war, was die gelangweilte Presse brauchte, um zu zeigen, dass diese zwei Wochen Mist überhaupt was gebracht haben.“

Gitarrist Ed O’Brian sah die Sache ähnlich und postete gleich eine Schimpftirade zum Thema: Er nannte das Ergebnis eine „verdammte Schande“ und überlegte: „Unsere politischen Führer scheinen des Führens unfähig zu sein. Oder vielleicht sollte man es ‚managen‘ nennen. Und besser: ‚mismanagen‘. Zur Führungsstärke gehört auch Weisheit, visionäres Denken, Dynamismus, die Fähigkeit Probleme zu erkennen, zu verstehen und Lösungen zu finden. Hört sich das nach unseren politischen Führern an? Nein! Und warum? Was hält sie vom Führen ab? Ist es die Macht der Big-Business-Firmen? Ihr finanzielles Selbstinteresse? Scheint so.“

Am Ende, sozusagen, als Entschuldigung für seinen Wutausbruch weiß O’Brian aber auch noch Erfreuliches zu berichten: „Die Stimmung in der Band ist fantastisch im Moment und wir werden im Januar ins Studio gehen, um die Arbeit, die wir im Sommer begonnen haben, wieder aufzunehmen. Ich bin gerade total begeistert, über das, was wir machen, aber aus offensichtlichen Gründen kann ich hier nicht mehr verraten. Anyway, wir lieben doch alle Überraschungen, oder?“

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates