Reelin‘ In The Years

Volume 13

Die Fußball-WM kommt nach Deutschland. Vor dem Eröffnungsspiel sind die Straßen leer; ich gehe auf dem Mittelstreifen nach Hause. Komische Australier kaufen beim „Tengelmann“ ein.

Im Sommer fahren wir zu einem Konzert von Billy Joel nach Frankfurt. Seit 1993 gab es keine Platte mehr von ihm, nur ein paar Songs und seine blöde Sinfonie. Programm und Manierismen sind aber dieselben geblieben, seit ich ihn 1990 in Hamburg sah. „Scandinavian Skies“, „Vve Loved These Days“, „Captain Jack“, „Miami 2017“, „Laura“, „This Night“, „Easy Money“ und andere meiner Lieblingslieder rutschen allenfalls zufällig ins Repertoire. Joel macht Show. Aber Liberty DeVitto, Doug Stegmeyer und Richte Cannata fehlen. Später trinken wir beim Italiener eine Flasche Roten, eine Flasche Weißen.

Weil der Bunker in Giesing auseinanderfällt, zieht der Verlag um. In Neuhausen wird ein ehemaliges Amtsgebäude der Post gefunden, babyblau angemalt. Auch „Musikexpress“ und *Metal Hammer“ sind wieder mit von der Partie.

Im Oktober ist es warm wie im Sommer. Die dritte Münchner Wohnung: Der überaus launige und umständliche Vermieter fragt, ob wir „in der Druckerei“ auch Überstunden machen, und erklärt uns den Müllschlucker und die Funktion der Fenstergriffe. Dann erläutert er den automatischen Türöffner. „Jetzt müssen Sie nur noch wohnen!“ Und die Laubenpieper-Installationen von ihm und seinem Sohn erdulden, unsachgemäß verlegte Kabel, an die Decke genagelte Teppichleisten; in der Küche hingeklebte PVC-Fliesen, die wie Steinfußboden aussehen sollen. Aber in dieser Stadt soll man für jede Bleibe dankbar sein.

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