0 Brother, Where Art Thou?

Bluegrass ist nicht tot. Ja, manchmal riecht er nicht mal komisch. Dann nämlich, wenn er herausschlüpft aus dem Getto puristischer Zirkel. Wenn Künstler wie Ricky Skaggs, Gillian Welch, Alison Krauss, ja neulich sogar der alte Bike-Rocker Steve Earle daherkommen und Bill Monroes Vermächtnis kräftig frische (Mainstream-)Luft zufächeln. Manchmal reicht aber auch ein guter Soundtrack. Wie der hier.

„High & Lonesome“ ist der dominierende Sound, wenn die Coen-Brüder in ihrer Neuauflage von Homers Odyssee drei flüchtige Sträflinge in

den 30er Jahren durch die Felder und Wälder von Mississippi irren lassen. Dabei begegnen wir so musikalischen Hausnummern wie eben Krauss und Welch (einmal gar im Trio mit Harris, Emmylou), wie auch Norman Blake und Ralph Stanley bzw. seinen Brothers, wie den dunkel-magischen Harmonies der Fairfield Four im „Lonesome Valley“. Schöner fast noch das Wiederhören mit fast verschollen Geglaubten, dem ewig sonnigen Familienclan The Whites etwa, der wohl gar nicht anders kann, als „Keep On The Sunny Side“ zu beschwören. Doch das gelingt, wie jeder weiß, nicht immer.

Und wo Gottesfurcht und Todesahnung in jedem Baumwollfeld einträchtig lauern, darfauch der Teufel an der Kreuzung nicht fehlen. Chris Thomas King, der sich als Tommy Johnson (mehr oder weniger) selbst spielt, schlägt hart auf im gleich am Film-Set eingefangenen „Hard Time Killing Floor Blues“ (Skip James). Ob der Coen-Film inklusive Soundtrack tatsächlich „das Beste ist, was der Country-Musik passieren konnte“ (wie die „Süddeutsche Zeitung“ notierte), sei mal dahingestellt. Blasphemisch würde ich da noch eher für die Dixie Chicks plädieren. Doch tritt „0Brother, IVhere Art Thou?“ allemal würdig in die Spuren, die vor zwei Jahren die Musik zum „Horse Whisperer“ hinterlassen hatte. Und überhaupt: Muss man heute nicht über jeden Soundtrack froh sein, der viel mehr ist als beliebig kompiliertes Beiprodukt? Ganz bestimmt.

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