2,0 Joss Stone Joss Stone Introducing Joss Stone
Introducing Joss Stone heißt: Bislang haben wir nichts gehört von der Frau hinter dem Jungstar, sondern waren bloß Zeuge einer zu früh gekommenen Karriere, deren Hauptperson nicht wusste, wie ihr geschah. Wir glauben das! Und pflichten der ja immer noch kaum volljährigen Britin aus Devon bei, dass man mit 16 Jahren nicht wie Aretha Franklin klingt, auch wenn man wie Aretha Franklin klingt. Nun hat Stone ja schon eine halbe Emanzipation hinter sich, weil sie für ihr letztes Album eigenes Material aufnahm, doch diesmal sollte alles richtig sein. Auf Barbados schrieb Stone Soul-Texte, die für alle Außenstehenden wie eine ganz gewöhnliche Aneinanderreihung von Genre-üblichen Floskeln klingen, der Künstlerin aber das Leben bedeuten, zumindest die Freiheit.
Unter der Leitung von Supermischer Raphael Saadiq (Macy Gray, D’Angelo, The Roots), entstand dann das Album zur Lyrik— wir hören vintage soul, 70s R’n’B, Motown und modernen Versatz hier und da, was auch sonst. Die ersten drei Lieder laufen durch und bringen nichts, dann machen der weiche Groove und die herzenswarmen Streicherwogen von „Teil Me What We Gonna Do Now“ zum ersten Mal ein schönes Gefühl, bis Rapper Common störend einfällt.
Auftritt Lauryn Hill. Die darf bei dem in der Tat in Richtung der Fugees arrangierten Hip’n’Soul „Music“ einen Part beisteuern und kontrastiert das hoch aufgestapelte Hauchen von Stone mit überraschend kantigen Reimen – fast meint man, eine Spur von Widerwillen zu hören, und dem Info nach hat sich Hill auch lange am Telefon von der Mama verleugnen lassen, bis sie schließlich doch zusagte.
„I Wish“ ist interessant arrangierter Girl-Group-R’n’B, „Baby Baby Baby“ stellt eine extrem lässig spielende Studio-Crew aus, und die skizzenhaft cineastische Disco „I’m Falling“ schafft tatsächlich den Brückenschlag zwischen einer dieser typischen fragmentierten backing tracs, wie sie im US-amerikanischen R&fB bis vor kurzem das wichtigste Stilmittel waren,undStones-Musealismus.
Seltsam ist, dass nun ausgerechnet die Protagonistin selbst in all den kunstvoll aufgestellten, aber keinesfalls überladenen Kulissen kaum zur Geltung kommt, sondern hier und da regelrecht untergeht. Die Schuld daran muss man sicher den farblosen Kompositionen geben, die nur wenig genuine Ideen aufweisen. Doch auch Stone selbst ist weiterhin im Übergang: zwischen den nachgeahmten, aber freilich eindrucksvollen Phrasen des Anfangs und einem echten eigenen Ausdruck, den wohl erst die Jahre bringen werden. Diese Platte jedenfalls bringt ihn nicht. (EMI)