2,5 Ghosts The World Is Outside

Simon Pettigrew verführt nicht mit flotten Sprüchen, sondern mit Sanftmut. Wenn er ein Mädchen überreden will, mit zu ihm nach Hause zu kommen, hat er den Mut, zu seinen Gefühlen zu stehen und zuzugeben, dass sein Herz gerade jetzt ein wenig lauter schlägt.

Von Momenten wie diesen erzählt der Song „Stay The Night“, der mit seinen immer neuen Tonartwechseln, das immer heftiger schlagende Herz nachahmt. Und wie eigentlich alle Nummern auf dem Debütalbum von Pettigrews Band Ghosts ist das Stück bis unter den Rand angefüllt mit wehmütiger Euphorie, zärtlichen Harmonien und honigsüßen Refrains. Auf „The World is Outside“offenbart das Quartett aus London ein Gespür für schöne Melodien und eingängige Popsongs, für Dramatik und Romantik. Allerdings verpfuschen billige Sounds immer wieder an sich clevere Arrangements. Beim groovenden „Stay The Night“ sind es die Plastikbläser, die die ausgelassene Stimmung trüben, bei „Musical Chairs“ der Synthiestreicherbrei. Die britische Zeitung“Guardian“ hat das aber nicht davon abgehalten, diesen Song zur Single der Woche zu küren.

Selten weichen Ghosts auf dem Album von der euphorisierten Stimmungslage ab, mit der sie einen in Empfang genommen haben, bedienen sich immer wieder der Softpop-Ästhetik der 8oer Jahre. Besonders deutlich in „The World Outside“, bei dem Tears For Fears nachklingen. „Further And Further Away“ wirkt dagegen wie eine Low-Budget-Version eines Coldplay-Songs. Beim fast schon schlagerhaften „Mind Games“ gibt sich Pettigrew entschlossen, allerdings ohne dabei seinen sanftmelancholischen Tonfall abzulegen. In „Over-Analysis“ bekennt er sich nicht nur zu Überinterpretationen, sondern schüttet einem schließlich im Refrain mit viel Kopfstimme sein Herz aus.

Auch vom gefühlsduseligen Midtempo-Beat rückt die Band kaum jemals ab. Beim unglücklich träumenden „Temporary“ etwa. Oder bei „Something Hilarious“, das sich als sich langsam auftürmende Popsuite im Walzertakt versucht und bei der Pettigrew einmal mehr seine Fähigkeiten als sanfter Verführer unter Beweis stellt. Die Zeit bis zum nächsten Keane-Album lässt sich damit wunderbar überbrücken (Warner)

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