3,0 Lucky Soul The Great Unwanted

Die Musik von Lucky Soul, schlägt die Plattenfirma vor, sei wie das kitzelige Gefühl, wenn man eine/n Fremde/n spontan um seine bzw. ihre Telefonnummer bittet — und dann mit einem Achselzucken fröhlieh weiter durch die Nacht läuft, wenn man einen Korb kriegt. Die Band selbst sieht es naturgemäß anders und schlägt vor, man habe es hier mit soul music by small town dreamers zu tun, die nicht mal behaupten würden, aus dem tiefen Süden zu kommen. Cleverness? Auf keinen Fall!

Beide Beschreibungen sind durchaus treffend. „The Great Unwanted“ ist Sixties-Pop, weißer Motown und Soul, zuckersüß und also die sommerliche Indie-Variante von den Shangri-Las und den Ronettes, so in etwa. Die Männer tragen Anzüge, die Dame am Gesang Mode aus den Zwanzigern, auch der Auttritt stimmt also. Tanzworte wie „Shake, shake, shimmy“ und „Dum dum döah de doö woah a woah“ werden gesungen, manchmal gleitet die Band in groß romantischen Ballroom-Soul wie von Dusty Springfield über. Viele Melodien sind wunderschön und besser als die von den meisten, oft skandinavischen Bands ähnlichen Stils, die am Ende doch nur Fassaden aufstellen und lustige Kostümproben veranstalten.

Aber warum heißt die Platte „The Great Unwanted“, wenn doch jeder eine solche Band lieben kann? Vielleicht muss der Titel sein, um klar zu machen, dass das hier nicht nur ein Spaß ist. Es werden Herzen gebrochen, und das nicht nur einfach so, sondern mit ernsten Folgen, und insgesamt schwingt da etwas Bitteres in den vermeintlich naiven Liedern der Londoner, die tatsächlich kein bisschen so tun, als kämen sie aus irgendeinem Süden. Aber die unschuldige Nachahmung, die zu ganz eigenen Resultaten führt, ist ja eine der großen Tugenden der englischen Popmusik. (PIAS)

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