3,0 Vega 4 You And others
„Nanananana“, sang der Chor bei „The Caterpillar Song“, John McDaid nuschelte dazu irgendetwas Gefühlvolles. Um Liebe, Kummer, Abschied und Neubeginn und all das kreiste 2002 schon „Satellite“, das melancholische Debüt von Vega 4. Fans hängten sie dafür neben Coldplay und Travis an die Wand oder neben das Starsailor-Poster aus der vorangegangenen Saison. Kritiker maulten dagegen über kalkulierte, selbstmitleidige Pop-Balladen nach Plan B. „Ich wette mit euch um eine durchzechte Nacht, dass wir wirklich nichts nur vortäuschen“, beteuerte McDaid damals. Die multinationalen Londoner tourten als Support von Schmusemeister Bryan Adams. Für den Nachfolger nach viereinhalb Jahren engagierte das Quartett nun den Hit-Produzentenjackknife Lee, der schon mit Bloc Party, Snow Patrol und U2 erfolgreich war. Das Album-Booklet ist aus glänzendem Lackpapier, es klebt an den Fingern und enthält viele Bilder mit klopapierumwickelten und kahlen Baumstämmen. Das ist ganz sicher eine bedeutungsvolle Metapher, immerhin präsentiert sich die Band hier erneut sozusagen naturtrüb. Im Wesentlichen: Gitarren, Bass, statische Drums und natürlich die gekonnten und sehr emotionalen Vocals von McDaid. Man habe sich nicht hinter Technologie verstecken oder Moden folgen wollen, versichert er.
Und so verlassen sich die Musiker wieder auf ihr Gespür für hübsche Melodien, inszenieren ihre schleppenden Moll-Hymnen mit dramatischen Breaks und einiger Dynamik zu maximaler Wirksamkeit. „Traffic Jam“ machen sie so zum Instant-Pop-Klassiker ohne Fehler, „Bullets“ zum wuchtigen Trost für Unglückliche („You lit me up and hit me like bullets, pieces of you are left in me“), „Life Is Beautiful“ zum kuscheligen Bekenntnis für die magischen Momente, bevor die Konzertbesucher in den kalten Morgen müssen. Hier und bei einigen weiteren Nummern kriechen wohlige Schauer. Aber manchmal kommen der Band auch die guten harmonischen Einfälle abhanden. „You“, „Let Go“ oder „A Billion Tons Of Light“ etwa schwächein dort und haben prompt, abgesehen vom gefeilten Vortrag, wenig zu bieten. Es ist viel bewährtes, solides Kunsthandwerk zu hören, aber wenig Vision und keine Kraft für eine Metamorphose. So bleibt es eine Sammlung schöner Momente. (Columbia)