4,0 Drive-By Truckers – Ganqstabilly/Pizza Deliverance

Stünde der Schreibtisch des Chefs neben meinem Laptop, ich würde draufspringen und wie ein Rufer im Hyde Park deklamieren: Die Drive-By Truckers sind die verdammt beste Rock-Band, die sich je zwischen Mississippi und Alabama herumgetrieben hat! Keine andere jedenfalls hat es geschafft, diesen ganzen gewaltigen Southern-Mythos so detailliert auseinanderzunehmen, ohne ihm dabei den Respekt zu versagen, ohne den Beteiligten die Würde zu nehmen. Bis auf Randy Newman allerdings. Aber der ist ja keine Band.

Bevor die Drive-By Truckers aber mit ihrer „Southern Rock Opera“ die große Konzept-Keule herausholten, waren sie vor allem eine großartige Low Budget-Country-Band, wie jetzt die Wiedervorlage ihrer ersten beiden Alben zeigt. Mit großen Songs. Zum Beispiel gleich Track 1 auf „Gangstabilly“, 1997 an zwei heißen Juli-Tagen in Athens eingespielt. „Don’t go back to him he’s a wife beater, you’d be better off with this potato eater“, empfiehlt sich Patterson Hood gleich als guter Nachbar und widmet die Nummer völlig zu Recht Tammy Wynette. Kollege Mike Cooley bleibt dran am Thema, in der Scheidungs-Odyssee „Panties In Your Purse“, mit diesen Zeilen: „You asked me if I could play you some Dylan, I said „Dylan who?“, you told me to kiss your ass..“

„The Tough Sell“ und „Why Henry Drinks“ riechen dann nur noch nach Blut, Schweiß und Tränen wie das Beste von Johnny Dowd. „Demonic Possession“ macht 98 Prozent aller Songs überflüssig, die uns jüngst zu Bush aufgenötigt wurden. „Steve McQueen“ dagegen ist pure Pubertät für die Westkurve, und der Dampfhammer „Buttholeville“ klingt, als hätten es Skynyrd hinterm Trailer mit den Sex Pistols getrieben. Doggy-Style, klar.

„Pizza Deliverance“(4) macht als scharfzüngiges White-Trash-Sittengemälde mit beklemmenden Songs -,,Harold & Maude“ und „Uncle Frank“ etwa da weiter, leistet sich mit „The President’s Penis Is Missing“ aber auch einmal aktuellen Klamauk. Fünf Tage brauchten sie diesmal, und an der Tür zum Aufnahmeraum stand, ,No Steely Dan“.

Es gibt keine Bonus-Tracks. Dafür erklärt Obertrucker Patterson Hood, warum das zweite eigentlich das erste Album ist.

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