45 R.P.M. :: von Wolfgang Doebeling

Eine britische Band, die sich nach dem Regengott der Hopi-Indianer benennt, muß mit Argwohn beäugt werden. Doch SALAKO scheinen voller Versprechen, und „Growing Up In The Night“ (Jeepster) ist ein Kolibri von einer Single, federleicht, flirrend und schillernd. Der Percussions-Track hat etwas Hypnotisches, und Schlüsselworte wie „instincts“, „associate“ und „communicate“ flattern durch die Melodie, ohne zu stören oder Sinn zu machen. „My Booroo Qow“ auf der Rückseite ist indes The Jesus & Mary Chain light, eine cholesterolfreie Popdiät für Fuzz-Verfettete. Du darfst.

4,0

TIGER sind eine selten erratische Combo, ihr Repertoire reicht von rassigem Powerpop mit Punk-Stilismen bis zum mediokren Radio-Rock. Auf „Friends“ (Trade 2), ihrer ersten 45 seit mehr als einem Jahr, erweitern sie ihr Spektrum um den Faktor Fall. So vergurkt und verorgelt kommt ihr Dance-Folk daher, so verquer phrasiert Sänger Dan, daß John Peel heftig zu perspirieren beginnt und Mark E. Smith ernsthaft eine Plagiats-Klage in Erwägung zieht. 3,0

Ganz fabelhaft und wie ein Geschenk aus heiterem Himmel klingt „Rob A Bank“ (Fortuna Pop!) von THE BUTTERFLIES OF LOVE. Ein ultra-langsamer, aber stetiger Beat stellt den musikalischen Dimmer auf düster, ein lethargischer Gitarren-Twang wirft mehr Schatten als Licht, ein derangierter Chor funzelt ein irrlichterndes und zerdehntes „yeeaaahhhh“ an die Decke, und dann hebt ein Mann namens Jeffrey Greene an zu singen, irgendwoher aus dem Halbdunkel, mahnend und drohend zugleich: „Tm not a masochist_ doesn’t mean I won’t wear your ring/ I’m not an anarchist…. doesn’t mean I won’t blow buildings up.“ Und dann folgt eine Liebeserklärung wie in einem Tarantino-Streifen: You make me feel like I could rob a bank“. Als würde er es genauso meinen. 4,5

Siouxsie is back! Nicht mit den Banshees, sondern nur mit Budgie als THE CREATURES. Eine Menge Wasser ist die Themse hinuntergeflossen, seit die unnahbare, Wimperntuschen-bewehrte Goth-Göttin ihre glasklare Stimme erschallen ließ. „Sad Cunt“ (Sioux) zielt vom Titel her zwischen die Schenkel, ist musikalisch jedoch hochdifferenziert. Akustische Gitarren und Buschtrommeln, Handclaps und ein geordnetes Tohuwabohu aus elektronisch erzeugten Tönen und engagierten Backing Vocals ergeben eine überraschend moderne Soundmixtur, die durchaus mit dem Textpostulat „Into the 21st Century!“ korrespondiert. Coole Single und ihr Geld allein schon wert für das letzte von Siouxsie verächtlich geschnalzte Wörtchen: „Saaad“. Macht happy. 4,0

Eine weitere unerwartete Wiederkunft ist die von WEDNESDAY WEEK. Heidi, Kristi und Kelly mögen circa 13 Jahre älter geworden sein, seit wir sie das letztemal sahen, klingen tun sie jedoch um vieles jünger. „If you listen to the sounds that Surround you/ You discover diät you’re never quite alone“, jubilieren sie eingangs, bevor „The Senses Of Our World“ (Vibro-Phonic) zu einer Art Musical-Frohsinn aufbricht, von dem die Ladies nicht mehr zurückkehren. Bizarr. Als singe die Partridge Family, begleitet von unfähigen College-Rockern, die Ouvertüre zu „The Age Of Aquarius“. Könnte zu einem Soundtrack gehören. JHair 2000″ oder so. 2,5

Single 1 der just vom australischen Label Corduroy ins Leben gerufenen Singer-Songwriter Seven Inch Series präsentieren den formidablen und lange vermißten TRACY SANTA mit dem sich überschlagenden Roots-Renner „Liquor Wagon“ und einer ganz wunderbar ruhigen und gefaßten Version von „Little Bit Of Rain“ aus der Feder des großen Fred Neil, der ja leider in der Versenkung verschwand- Ein spartanisches Fest, doch heißt die Devise Song vor Arrangement, Gefühl vor Kalkül. Singles von Sid Griffin, Dan Stuart und Chuck Prophet sollen folgen. Watch this Space. 4,0

Zu beziehen sind die Singles in der Regel bei:Mr.Dead&Mrs. Free, Bülowstr. 5, 10783 Berlin; Cargo Records, Gräfratherstr. 124, 42329 Wuppertal; Rokkin’Rollin‘ Products, Waldstr. 10, 69234 Dielheim

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