A Tribe Called Quest – Beats, Rhymes and Life :: Jive / BMG Ariola
New York brennt. Auf dem Cover zu „Beats, Rhymes And Life“, dem neuen Album von A Tribe Called Quest, sieht man eine Truppe schemenartiger Gestalten mit dem Banner der HipHop-Guerilla durch die flammende Metropole ziehen. Der Tag der Befreiung ist gekommen, und es ist natürlich auch ein Tag der Abrechnung. Deshalb trägt gleich der erste Track den unzweideutigen Titel „Phony Rappers“, deshalb wettern die drei von der Ostküste gegen Unterdrückung in allen Ausformungen, deshalb zitieren sie Louis Farrakhan. Und sie tun dies alles mit beinahe erschreckender Eleganz.
Nach De La Soul und deren agitatorisch weit ausholenden Kampfschrift „Stakes b High“ meldet sich nun eine weitere Formation aus dem Kreis der native tongues zurück. Und es ist in Anbetracht der radikalen Rundumschläge, die sie austeilen, schon erstaunlich, wie erfolgreich beide sind. A Tribe Called Quest schafften es mit ihrem Album in den USA binnen kürzester Zeit auf Platz eins der Charts. Doch während die Ex-Spaßvögel De La Soul der Dringlichkeit ihrer Forderungen Nachdruck verleihen, indem ihre Beats geradliniger denn je aus den Turntables rollen, machen A Tribe Called Quest ein weiteres Mal ihrem Namen alle Ehre und bleiben auf der Suche – in diesem Fall auf der Suche nach neuen Dimensionen von Beat und Reim.
Es ist bewundernswürdig, wie A Tribe Called Quest beständig neue Verbindungen von Rhythmus und Wort testen, um den definitiven Flow zu finden. Mal präsentieren sie sich dazu nachgerade unverschämt verspielt, mal zeigen sie sich von einer extrem reflektierten Seite, etwa auf dem 91er Album „The Low End Theory“, für das sie die Baß-Grundierung live von Ron Carter besorgen ließen.
Der rhythmische Strom auf „Beats, Rhymes And Life“ klingt, wie die Figuren auf der Cover-Zeichnung aussehen: Die besitzen kaum hervorstechende Konturen, dafür verläuft eine Art Muskelgewebe auf ihren fließend gezeichneten Körpern. Ohne Gimmicks schafft das Trio mit kargen Jazz- und Funk-Schlaufen einen Sound, der so geschmeidig ist wie machtvoll. A Tribe Called Quest: Kraft ohne Meierei.