Absolute Beginner – Bambule
Blutjunge Anfanger sind Absolute Beginner nicht mehr. Doch soviel Anfang wie zur Zeit war bei ihnen noch nie. Nach vier Jahren, viel Kleinkram und Songs auf zwei Kompilationen brachten sie zwar schon 1996 mit „Fkshnkm (stylopath)“ ihr Debüt-Album heraus, das Kritiker und Kollegen bestaunten, von Konsumenten jedoch wenig beachtet wurde. So blieben sie in der HipHop-Hochburg Hamburg an der Peripherie der drei famosen F Fettes Brot, Fischmob und Fünf Sterne deluxe, gegenüber deren kalauernden Alaaf-Reimen die Beginner geradezu humorlos wirken müssen. Naseweise, die durchschnittlich 16 Jahre alt waren, als sie 1992 ihren Song „K.E.I.N.E.“ veröffentlichten und mehr dem Anti-Faschismus und Indie-Gedanken von Advanced Chemistry folgten als nach den Fantastischen Vier schielten. Nun sind sie auch bei einer sogenannaten großen Plattenfirma und drohen der Rap-Nation mit „Bambule“. Geldtruhe auf! Ein Video muß her, eins, zwo! Für 100 000 Mark, mindstens. Damit Moses kotzt und Viva rotiert, denn die Platte ist wunderbar geworden.
„Keiner kann uns toppen, wir werden alle droppen“, protzen die Beginner in „Rock On“. Das ist wenig origineller als bei anderen Selbstdarstellern und auch nicht charakteristisch für ihre Sprache. Aber immerhin stimmt es. Sie können über mehrere Zeilen hinweg wieder auf derselben Silbe reimen und sich nahtlos die Satze zuschanzen oder derart atemlos tappen, daß man beim Zuhören nach Luft schnappen muß. Bei „Flashnizm (stylopath)“, produziert vom Kastrierten Philosophen Matthias Arfmann, hatten sie verblüffend wie die Beastie Boys auf „Check
Your Head“ ein Rockinstrumentanuni verwendet „Bambuk“ fuhrt zurück zu dem eher rudimentären Sampeln und Scratchen. Ein elektrisierender Beat, einige geschickt geloopte Klänge reichen oft – die Melodie vollenden ihre Raps, die Reime fließen behende zum Rhythmus. Ihre samtene, jedoch ganz unsentimental arrangierte Moonlight-Serenade „Liebes Lied“ und der stringent pochende Beat in „Füchse“ sind ein Muster an Gewandheit, Präzision und Lässigkeit In „Showmaster“ zitieren sie die Melodie von LL Cool J’s „I Need Love“, zuweilen schwingen Cypress Hill oder die Stereo MC’s mit.
Heimischer HipHop wird vom gemeinen Hörer als gesprochene Fortsetzung zum Schlager begriffen. Die Musik der Beginner aber ist zu reif für Kinderzimmer. Ihr Song „Das Boot“ verhandelt die Schicksale von Flüchtlingen, ist aber nicht peinlich. Nie zuvor hatte Betroffenheit in Deutschland einen derart guten Groove.
Absolut. 4,0