ACETONE :: REPRISE/WEA

Musik für das Danach. Für die Zeit nach Mitternacht; den Tag, an dem sie dich aus der Klinik entlassen; den Moment, da alles Wissen sich in Luft auflöst. „All you know has just slipped away“ lautet einer der wenigen ergreifenden Sätze auf dem zweiten regulären Album von Acetone, auf dem es vielleicht nur deshalb so wenige ergreifende Sätze gibt, weil die Songs so langsam sind, daß da gar nicht viele Worte hineinpassen. Wenig Motion und kaum Emotion gibt es in der Musik der drei Kalifornief. Eine seltene Askese.

Phlegma, der Blick auf den eigenen Nabel, Samt-Gitarren – Acetone fügen dem Low- und Slow-Rock ihrer unmittelbaren Nachbarn Mazzy Star und Radar Brothers nichts Wesentliches hinzu. Dies ist das Jenseits, nicht immer süß, manchmal öde. Der Rhythmus tippelt wie ein alter Bär, die Akkorde fließen dickflüssig, den Sänger kann wirklich nichts aus dem Häuschen bringen. Mal klingen Acetone wie eine Single der countryfizierten Byrds auf 33 Umdrehungen, ein anderes Mal wie Velvet Underground, als John Cale die Band schon verlassen hatte.

Das ist Rock’n’Roll mit Harmonie, ohne Dringlichkeit. Und er perlt aus den Boxen, ohne das Geringste bedeuten zu wollen.

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