Adam Green :: Jacket Full Of Danger

Souveräne Sottisen und Satiren des New Yorker Songschreibers

Es ist nicht mehr cool, Adam Green zu hören, denn jeder hat ihn schon einmal bei einem Festival gesehen oder ihm die Hand gegeben, und Green redet nicht nur gern und viel, er mischt sich in Deutschland – wo man seine Platten kauft und seine Konzerte besucht – auch dankbar unters Volk.

Neben seiner uneitlen Präsenz mißfiel manchem auch Greens letztes, streicherloses Album, dazu die unflätige Lyrik, die bei „Jessica“ noch für soviel Heiterkeit gesorgt hatte. Die Streicher-Arrangements sind nun wieder da, und der Troubadour – ein echter Musikologe – erkundet mit tiefer gelegter Stimme die Abgründe des Sexus, der Traumdeutung, des Hotelgewerbes und des Weiblichen. Zwischen Pat Boone und Gene Vincent imaginiert er einen Auftritt in der „Hollywood Bowl“, gibt in „Vultures“ den Lee Hazlewood, bedenkt zeitgenössische Auswüchse wie „Novotel“ und „Party Line“, feiert beschwingt „Nat King Cole“ und klingt schließlich aufgekratzt und manieriert wie Jim Morrison oder letzthin Billy Idol („Sock it to me, baby!“ singt er wirklich in „Hey Dude“).

Die Lieder sind von akkurater Kürze und meistens liebevoll im Stil der 50er Jahre angelegt. Der charmante Eklektizismus wirkt allerdings forciert, wenn Green zu aggressiv den Rocker spielt. Dem habituellen Außenseiter steht die lässige Geste besser. Eine tiefe, wahrhaftige Traurigkeit steckt in diesen Zoten, nicht nur in „White Women“: „You know I wanna bone you/ I wanna make a home with you/ I’m gonna get fat/ You know I’d get a hat for you too/ Fuck, fuck me baby.“ Säße Green am Klavier – man dächte an einen anderen ätzenden jüdischen Songschreiber und Maskenträger. Mir gefällt’s.

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