Air – Moon Safari :: Das elektronische Sehnsuchts-Album in der „Special Edition“

Auch schon wieder zehn Jahre her. Nur zehn Jahre her. Damals war „Moon Safari“ der heißeste Scheiß zwischen Easy Listening, Elektronik und Lounge Music. Der Moog-Synthesizer, die warm pluckernden Rhythmen, die wattigen Keyboard-Klänge waren keine Zukunftsmusik, sondern ein Rückgriff auf die 70er Jahre, auf Kraftwerk, Soundtracks von Ennio Morricone und Lalo Schifrin, verspielt, harmonisch, kitschig. Es war die letzte Platte der Moderne, schon damals so rührend veraltet wie die Raumfahrttechnik, die den Menschen zum Mond brachte.

Jean-Benoit Dunckel und Nicolas Godin fügten dem Namen Air freiwillig „French Band“ an, um Missverständnissen vorzubeugen. Gesungen wird wenig, und wenn, dann ein par Brocken auf französisch oder auf englisch. Bei den Hits „All I Need“ und „You Make It Easy“ haucht Beth Hirsch die schüttere Lyrik. Ein Traum von der Zeit, als das Weltall noch ein romantischer Ort war, als die Mondoberfläche obskure Geheimnisse versprach. Mit der Landung auf dem Trabanten erloschen naturgemäß die lunaren Sehnsüchte— nichts als Staub, Krater, Zwielicht. Die Fernseh-Aufnahmen wirkten inszeniert, auf Fotos sieht man Schatten, die es nicht geben dürfte, und Spiegelungen, die nicht erklärbar sind. Die Mond-Safari: womöglich eine Erfindung.

Die Künstlichkeit der Mond-Erforschung bietet den Prospekt, vor dem Dunckel und Godin ihre eigene Mondfahrt spielen. Sie rehabilitieren den karstigen Gefährten der Erde als einen magischen, auratischen Ort; die Fantasie regiert in dem freundlichen, knuffigen Gedudel, das Raumfahrzeug ist ein Camping-Bus mit Flügeln, und in den Air-Videos erscheint immer wieder das süße Plüschaffchen. „Moon Safari“ ist der kleine Eisbär unter den elektronischen Seelentröstern.

Noch mehr Trost spendet die Luxus-Edition mit einer zweiten CD (mit Live-Versionen und Demos), den Videos zum Album und der Reise-Dokumentation „Eating, Sleeping, Waiting And Playing“. In der die beiden Musiker keine Erdenschwere haben

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