Air – Moon Safari

Überall läßt sich die Musik von Air verorten, nur nicht im Hier und Jetzt. Sonne, Mond und Sterne sind für die Franzosen genauso wichtige Bezugspunkte wie die Vergangenheit und die Zukunft. Nur mit der Gegenwart und der Wirklichkeit tun sich Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel etwas schwer, was kein Problem ist, schließlich dient Kunst ja auch immer dazu, eigene Welten zu schaffen.

Bei den wohlhabenden jungen Männern aus Versaille funktioniert die Eskapade als Utopie, aber die Utopie ist hier eine Angelegenheit von vorgestern. Wie Stereolab oder die High Llamas (die allerdings explizite politische Anliegen verfolgen) entwickelt das Duo auf seinem Debüt-Album „Moon Safari“ einen Future-Retro-Pop, der die Zukunftsvisionen der Vergangenheit reaktiviert, in seiner Konsequenz und Kunstfertigkeit jedoch unerreicht ist. Musikalisch heißt das: Es gibt massig antike Computer, und die Stimmen werden vom Vfocoder verzerrt. Kraftwerk, Moog-Synthies, Burt Bacharach, Autos mit Batteriebetrieb – das sind die losen Koordinaten, in denen sich Air bewegen. Problematisch wird die Sache lediglich, wenn Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel reichlich rückwärtsgewandt Echtheit und Emotionalität beschwören wollen. Und mit den House-Rabauken von Daft Punk, dem an deren französischen Erfolgsmodell, teilen sie die Mittel, aber der Zweck ist ein ganz anderer.

Air wollen Harmonie, Abstand von der Welt und Easy Listening als ganzheitlichen Lebensentwurf. Natürlich – zu einer Swinging Safari fliegen sie, wie wir alle, gern mal zum den Mond. 3,0

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