Alicia Keys – The Element Of Freedom
Natürlich ist einem Alicia Keys sympathischer als alle anderen Chanteusen des US-amerikanischen R&B. Keys sang von Anfang an erdverbundener, konnte richtig Klavier spielen und ergab sich nicht dem hohlen Prahlen der Superproduzenten. Als sie ihren klassischen Soul dann um Synthie-Sounds und Pop-Verweise erweiterte, applaudierten selbst jene, die dem Wunderkind anfangs nicht recht trauen wollten.
Auf ihrem vierten Werk mischt Keys nun mehr persönliche Handschrift ins Repertoire. Auf „The Element Of Freedom“habe sie den Schlüssel für einen eigenen Ausdruck gefunden, sagt Keys. Das hatte man schon im vergangenen September letzten Jahres geahnt – da veröffentlichte Keys die erste Single, „Doesn’t Mean Anything“, eine sanft dramatische Soul-Ballade ganz ohne Gimmicks.
Das Lied legt die richtige Fährte. „The Element…“ ist ein fast kontemplatives, goldbraun schimmerndes Werk, das kohärenteste dieser Karriere. Keys singt von einem seelenvollen Ort, gibt nicht mehr nur die starke, sondern auch die verletzte Frau. Von dort kommen die Lieder, die man wohl schwerer auseinanderhalten kann als früher. Doch dafür fließt man mit in Keys‘ stream of consiousness, atmet in „Wait Til You See My Smile“ tief durch, lässt sich von „That’s How Strong My Love Is“ umarmen und schwenkt zu dem Prince-Pop von „Try Sleeping With A Broken Heart“ das Feuerzeug.
Apropos Prince: Dessen Sounds sind auf „The Element OJ Freedom“ noch gegenwärtiger als bislang. Keys vermengt ganz ruhig Eigthies-Disco und Soul-Klassizismus und macht auch in dieser Hinsicht einen Schritt nach vorn. Der Ausreißer der Platte ist ein Duett mit Beyonce namens „Put It In A Love Song“, bei dem die Beats ethnisch treiben und die Damen gemeinsam shouten. Kaum zu glauben: Sogar dieses Lied gelingt.
Die Lyrik indes bleibt banal – Keys wird verlassen, Keys liebt, Keys ist eine einsame Queen im Kingsize-Bett. Wenns denn sein muss! Sie macht auf dieser schönen, geschlossenen, unprätentiösen Platte so viel richtig, dass man die simplen Worte wegsteckt.
